Gedanken zum Kielforst-Kreuz

Zu Beginn der Woche, in deren Verlauf für viele Menschen das Kreuz noch eine besondere Bedeutung haben wird, blicken wir auf den höchsten Punkt der Gemeinde Herleshausen und stellen fest, dass von dort ja seit über zehn Jahren ein Gipfelkreuz ins Tal grüßt. Im vergangenen Oktober wurde das 10-jährige-Kreuz-Bestehen mit einem Gottesdienst gewürdigt – wir berichteten. Zu diesem Anlass entstand folgender Text:

10 Jahre Kielforst-Kreuz

Der Weg hinauf ist mit Anstrengung verbunden. Man muss sich diesen Platz erarbeiten.
Die Aussicht gibt es nicht geschenkt. Der Weg hier hoch zum Kielforst-Gipfel (458 m) überm Werratal verschafft also auch Abstand zu eben diesem. Man kann hier gut über den Dörfern stehen und sie aus einer anderen Perspektive betrachten. Nicht direkt abgehoben, aber schon ein Stückchen entrückt. Das Dorfleben mit all seinem Glanz oder auch Schatten liegt hier zu Füßen.

Zwischen Creuzburg und Kreuzberg steht seit 10 Jahren ein Kreuz, das Kielforst-Kreuz –
die beste Voraussetzung, den „Alltag zu kreuzen“. Diese Formulierung geht zurück auf Dr. Manfred Gerlands Beschreibung der Pilgernächte in den Karfreitag, die er seit eben so langer Zeit alljährlich zum thüringischen Hülfensberg anbietet. Für manchen von uns sind die Touren hier hoch wohl tatsächlich zu „kleinen Kreuzwegen im Alltag“ geworden. Wo sind wir eigentlich hingegangen, bevor es diesen Platz hier gab?

Sicher, die Motivation hierher zu kommen, mag unterschiedlich sein, doch die Stelle ist mittlerweile ein markanter Punkt über dem Tal geworden. Ohne richtige Werbung und Ausschilderung erreichen viele Menschen diesen Ausguck im Prinzenwald. Manche kommen regelmäßig hierher, manche sogar sehr oft. Die Einträge in den mittlerweile 3 ½ vollen Gipfelbüchern belegen es. Und darüber hinaus kenne ich einen Wanderer, der sich nicht einträgt, der in einem Jahr mal sämtliche Rekorde des Auf- und Abstiegs gebrochen hat.
Wandergruppen, Familien, Ausdauerläufer, Jugendliche mit Fahrrädern, Reiter sogar oder Skilangläufer, ältere Menschen, für die der Weg hierher eine ganz besondere Leistung ist, manche am Hochzeitstag oder mit über 90 Jahren, Menschen aus Hessen und Thüringen, ein Lokaljournalist aus Eisenach oder Gäste, denen man mal die eigene Heimat zeigen möchte …
sie alle machen sich auf den Weg. Und trifft man sich hier mal, kommt man leicht ins Gespräch. An schönen Tagen sind solche Begegnungen keine Seltenheit. Der Ausspruch „am Kreuz ist heute die Hölle los“ ist bei uns in der Familie zum geflügelten Wort geworden.

Beim Turngau-Herbstwandertag des TSV im Oktober 2019 hatte ich das Vergnügen, hier Holunderschnaps an die Teilnehmer aus dem ganzen Kreis auszuschenken und ihre Reaktion auf den Ort zu erleben. Sehr interessant …

Quer durch die Jahreszeiten – egal, bei welchem Wetter – übt dieses Ziel eine Faszination aus. Schlüsselblumen, frisches Buchengrün, Steinmännchen im sommerlichen Schatten des Blätterdaches, buntes Herbstlaub, Nebel im Tal und im Wald, Windböen, Schneeverwehungen, Jahresabschlusswanderung des Männertreffs … und dann schon bald die ersten hellgrünen Spitzen des Bärlauchs, in milden Wintern meist ab Ende Februar – immer wieder ein Erlebnis!

„Let me bring you songs from the wood to make you feel much better” (Jethro Tull)
Lieder aus´m Wald geben uns ein gutes Gefühl, ein besseres sogar.
Und ein ehemaliger Herleshäuser Pfarrer, ein begnadeter Sänger vor dem Herrn, hat sogar ein eigenes Lied für unser Kreuz gedichtet.

Schon unsere Vorfahren haben sonntags Spaziergänge zum Siegelshof und auf den Kielforst unternommen – siehe Foto ganz unten -, es ist also auch ein Stückchen Dorftradition damit verbunden. Und wir haben nun seit 10 Jahren diesen Fixpunkt auf dem Berg, der an manchen Tagen auch aus der Wiesenflur zu erkennen ist. Ein Gewinn im Alltag, den wir jetzt kreuzen können, ganz sicher. Darüber freuen wir uns und dafür sind wir dankbar.

Die ersten Schlüsselblumen blühen … (Foto vom 31.3.23)
Das Kreuz mit Palmsonntagschmuck
Und so sieht derzeit der Weg zum Kreuz aus.
Familientradition: Meine Vorfahren dort oben vor fast 100 Jahren …

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