Die Gedanken gingen auch in die Ukraine – die 7. Schlepperwallfahrt bewegte sich auf neuen Wegen und widmete sich dem Frieden. In den Rapsfeldern am Streckenrand fand man, bei genauerem Betrachten, einen aktuellen Bezug.
Rund 40 Schlepperfahrer, mit und ohne Anhänger und Mitfahrer unterwegs, folgten dem Aufruf des Männertreffs der evangelischen Kirche und fuhren eine neue, verkürzte Strecke von der Lauchröder Straße über Wommen und die Lenne zum Festplatz vor der TSV-Turnhalle. Dort lockte der Wallfahrtsgottesdienst und der sich anschließende Imbiss viele Herleshäuser und Gäste an – alles in allem einmal mehr eine gelungene Aktion. Herzlichen Dank an alle Beteiligten! -awy-
Schlepperwallfahrt für den Frieden
von Anette Wetterau
Dies ist der Tag, den der HERR gemacht; lasst uns freuen. Mit diesem Psalmwort begann der ev. Pfr. Gerland die morgendliche Andacht am letzten Maisonntag in der strahlenden Wiesenflur, umringt von etwa 40 Schlepperfahrern und zahlreichen Mitfahrern. Er verwies auf die Arbeit der Bauern und letztendlich auf das Geheimnis des Lebens, das Früchte hervorbringt, die uns Menschen ernähren. Sein kath. Amtskollege Pfr. Wehner, der seit über einem Jahr Herleshäuser ist, erinnerte an den DDR-Slogan: Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein. Er wusste aber, dass die Eichsfelder Bauern eine andere Sicht hatten: Ohne Sonnenschein und Gott geht die DDR bankrott. Der Posaunenchor brachte die Herzen mit Mailiedern in Schwingung – Herr dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, dass sie ersprießlich sei.
Nach der ersten Feldersegnung setzte sich der Wallfahrt-Schlepper-Zug durch die Werraaue gen Wommen in Bewegung. Die Aufschrift Ein Funken Hoffnung ermutigte auf dem Plakat des bekannten Stöhr-Schleppers aus Breitzbach. Der Weg führte nach Wommen, wo auf dem Hof des Margot von Schutzbar-Stiftes viele Bewohner die Traktoren erwarteten. Dann ging es über die Lenne zum zweiten Halt, der einen wunderbaren Ausblick über das Werratal bot. So wie es über Jahrhunderte hinweg Brauch war, wurde auch hier der Segen erbeten für die Felder, die uns anvertraut sind: Segne die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit und gib jedem, was er zum Leben benötigt.
Pünktlich kam der fröhliche Tross dann zum ökumenischen Friedensgottesdienst auf dem Turnhallenvorplatz an. Pfarrer Gerland sprach in seiner Predigt von den drei Sichtweisen auf die Realität, die von Hugo von St. Viktor stammen, der im 12. Jahrhundert in Paris Philosophie lehrte. Die unterschiedlichen Perspektiven bieten die Augen des Fleisches (emotional), die Augen des Geistes (Ratio) und die Augen des wahren Verstehens (kontemplativ). Beim Blick auf den Krieg sind es zunächst die Emotionen, die sich in Hilflosigkeit, Traumata bis hin zur Wut äußern. Die zweite Betrachtung sollte mit den Augen des Verstandes erfolgen, wozu ein angemessener Abstand notwendig ist. Drittens kommt es auf die Augen des wahren Verstehens an. Wir brauchen Visionen und Hoffnung für die größeren Zusammenhänge. Pfr. Gerland verwies auf den Bürgerrechtler Martin Luther King, der einst den Unterdrückten Mut und Zuversicht gab, als er rief: I have a dream, …. So ist auch die Vision des Propheten Micha, Schwerter zu Pflugscharen, zu verstehen. Er träumt von Frieden, bei dem alle Menschen satt sind und sich in Freiheit entfalten können. Pfarrer Gerland ermunterte in diesem Sinne, Schritte der Achtsamkeit zu gehen, um mitten in dieser Welt dem Reich Gottes Raum zu geben. Er lud zum montäglichen Friedensgebet ein, denn unser Gott ist ein Gott des Friedens. Und so schloss auch Pfr. Wehner die Fürbitten ab: Du bist der Gott des Lebens, dir sei Dank. Amen.
Vor dem Mittagessen holte uns Helmut Bornscheuer musikalisch wieder zurück ins Dörfchen im Werratal, bevor Eisenträgers Grillspezialitäten und selbstgebackener Kuchen der TSV-Mütter den unmittelbaren Hunger stillten und die Gespräche der Teilnehmenden fortgesetzt werden konnten.
Es ergab sich, dass einige zum Abschluss mit den ukrainischen Gästen aus dem Hahnhofsweg noch zu einer besonderen Schlepperrunde um Herleshausen aufbrachen und die Natur genossen. Dabei wurden gleich einige Vokabeln gelernt: Dim heißt wohl mein Haus, es klang in unseren Ohren aber wie Dom und brachte uns wegen der Doppeldeutigkeit zum Lachen und zum Nachdenken.
-Anette Wetterau-
Hinweis: Volker Lange hat die Schlepperwallfahrt für den Kirchenkreis gefilmt. Das Video wird am 26. Juni 2022 auf dem YouTube-Kanal Kirchenkreis Werra-Meißner veröffentlicht. Ebenso findet man den Link zum Video auf der neuen Homepage www.kirchspiel-herleshausen-nesselroeden.de
Die Schlepperwallfahrt in Bildern – Fotos awy