Jugendfußball

Den Fußballvereinen fehlt der Nachwuchs. Auch bei uns in der JSG Herleshausen/Nesselröden/Ulfegrund ist das ein Problem. Darüber kann man nicht mehr hinwegsehen. Hatten wir vor ein paar Jahren noch in jeder Jugendklasse eine Mannschaft – von der G-Jugend bis zur A-Jugend -, so können wir heute nur noch Bambini (G-Jugend), F-Jugend und D-Jugend mit eigenen Teams füllen. A- und B-Jugend, die wir schon seit einigen Jahren gemeinsam mit Sontra und Wichmannshausen aufstellten, sind ebenfalls nahezu weggebrochen. Eine A-Jugend gibt es gar nicht mehr und in der sehr erfolgreichen B-Jugend von Sontra-Wichmannshausen kicken nur noch zwei H/N/U-Spieler mit … Das sind wahrlich keine rosigen Aussichten für den Fußballsport im Südringgau und im Ulfetal.

Unter dem Titel “Ganz düstere Aussichten” hat sich kürzlich Erwin Schellhase, stellvertretender Jugendwart des Kreisfußallausschusses Werra-Meißner, in der Werra-Rundschau Gedanken gemacht.

Zum Artikel der WR vom 16.11.2020

Dieser Artikel war quasi eine Steilvorlage für Gerhard Biehl. Seit rund 40 Jahren engagiert sich unser 1. Vorsitzender im Jugendfußball und hat dabei viele Höhen und Tiefen miterlebt. Gibt man ihm das richtige Stichwort, könnte er stundenlang in seiner ureigenen Art zu diesem Thema dozieren. Am liebsten an der Theke, versteht sich.

Als Antwort zum WR-Artikel verfasste er folgenden Leserbrief, der auch abgedruckt wurde:

Jugendfußball reformieren!

Ich schätze die jahrzehntelange Arbeit, die Erwin Schellhase für den Fußball geleistet hat, sehr. Doch bin ich mit einigen Passagen in dem Artikel von Montag nicht einverstanden. Dass nach seiner Meinung die Vereine zu früh die A-Jugendlichen einsetzen, die Spieler abgreifen, stimmt nicht. Die meisten müssen es tun, um einen geregelten Spielbetrieb im Seniorenbereich aufrecht halten zu können.

Leistungsorientierten Fußball können wir schon lange nicht mehr bieten. Ich bin um jedes Mädchen, um jeden Jungen, die/der Fußballspielen möchte, froh, damit ich überhaupt eine Mannschaft, mittlerweile meistens nur im Kleinfeld, stellen kann. In vielen Vereinen wird mit viel Engagement gute Jugendarbeit geleistet. Es wird aber auch bei einigen nur auf den Erfolg (Meisterschaften) hingearbeitet bzw. hingewirkt. Wenn aber im Südringgau in einem Jahr nur sieben Jungen geboren werden, weiß ich schon, dass ich in 12 Jahren keine Mannschaft mehr stellen werde.

Es ist auch festzustellen, dass der Fußball schon lange nicht mehr das Maß aller Dinge ist. Das Freizeitverhalten hat sich, gerade bei den Eltern, geändert. Konkurrenz von anderen Sportarten, anderen Vereinen besteht vermehrt. Ebenso gibt es auch „talentfreie“ oder Kinder, die keinen Fußball spielen wollen. Ganz zu schweigen, wenn die Spieler in die Pubertät kommen. Diese Probleme haben mittlerweile alle Mannschaftssportarten.

Erwin Schellhase hat aber recht, dass der Jugendfußball an einem Wendepunkt steht. Wie jedoch dagegen gesteuert werden könnte, sehe ich anders. Im Fußballkreis gibt es nur noch Wenige, die alle Jugendklassen besetzen können. Wenn selbst eine Stadt wie Witzenhausen eine Jugendspielgemeinschaft bilden muss, wie sollen es dann die Vereine, die aus den Dörfern kommen, schaffen?

Die Jugendklassen müssten aus drei Jahrgängen bestehen, damit gerade hier im ländlichen Raum diese „kleinen Vereine“ in nicht immer größer werdende Spielgemeinschaften getrieben werden und somit die meisten ihrer Jugendspieler aufgrund der Entfernungen verlieren.

Die 9-, 10- und 11-Jährigen sind der erste Jahrgang, den zweiten bilden die 12-, 13- und 14-Jährigen. Die 15-,16- und 17-Jährigen sind der letzte Jahrgang. Ab 18 Jahren wird im Seniorenbereich gespielt. Diejenigen Vereine, die genügend 18- und 19-Jährige zur Verfügung haben, könnten alternativ in einer U19-Runde auf Bezirksebene spielen.

Bis zum achten Lebensjahr, nennen wir es einmal „Bambini“, wird nur in Turnierform gespielt. Aus meiner 40-jährigen Erfahrung als Jugendtrainer/Betreuer könnten einige dann bestimmt wieder in mehreren Jugendklassen selbstständig Mannschaften melden. Im Interesse aller Vereine wäre dies begrüßenswert, denn wer möchte schon mit der E-Jugend ein Meisterschaftsspiel in Kassel austragen?

Es ist auch festzustellen, dass es mittlerweile bei vielen Fußballvereinen um ihr „Dasein“ geht. Auf dem Kreisjugendfußballtag habe ich dies angesprochen. Der Vorschlag wurde nicht in Betracht gezogen, geschweige ein wenig erörtert!

Gerhard Biehl
1.Vorsitzender und Jugendbetreuer
des TSV 1869 Herleshausen e.V.

Die F-Jugend im Frühjahr 2018 in Germerode. Auch in 2020 sind alle hier Abgebildeten in der D-Jugend noch mit am Ball. Doch wie viele von ihnen werden mal oben im Senioren-Fußball ankommen … ???

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