Darts: Drama im Jahrhundertspiel

Bereits im Vorfeld des Spiels zwischen den Crocodiles und SuFF Rassdorf war klar, dass es sich um einen echten Kracher handeln wird. Was schließlich passierte, lag fernab jeglicher Erwartungen, auch derer von den über 60 Zuschauern. Doch fangen wir von vorne an…

Definiert man „Topspiel“ würde man sich wohl diese Partie als Muster herbeiführen. Am letzten Spieltag der Saison erwarteten die Crocodiles als Tabellenzweiter den punktgleichen Spitzenreiter aus Rassdorf. Aufgrund des besseren Satzverhältnisses der Wildecker brauchten die Männer von René Gonnermann unbedingt einen Sieg, um sich die Meisterschaft zu sichern. Nach zwei dritten Plätzen und einer Vizemeisterschaft sollte nun unbedingt der lang ersehnte Titel her. Bereits im Hinspiel brillierte man gegen gut aufgestellte Rassdörfer und gewann auswärts mit 8:4, wodurch sich die Crocodiles die Herbstmeisterschaft sichern konnten.

Doch nun war der Druck enorm. Eigentlich spürte man die angespannte Luft im Ratskeller, dem Spiel schadete dies allerdings zu keinem Zeitpunkt – am Ende fielen 10 (!) 180er und fünf Short Legs. Teilweise konnte man also von Profiniveau sprechen.

Den Start machten Anton Braun und Kapitän Gonnermann. Mit einer 180 und einem 15-Darter wies Braun seinen Gegner mit einem recht soliden 3:1 in die Schranken, während Gonnermann in einem denkbar knappen Spiel gegen den Topspieler der Gäste mit 2:3 unterlag – 1:1.

Nun waren Sascha und Tim Biehl gefordert. Nach seiner ersten Einzel-Niederlage aus der Vorwoche wollte Tim Biehl seine gerissene Serie unbedingt wieder aufnehmen und gewann mit einem 68er-Schnitt souverän mit 3:0 gegen den Kapitän der Wildecker. Auf der anderen Seite hatte Sascha Biehl trotz einer sehr guten Vorstellung das Nachsehen gegen Silas Hacker, der an diesem Abend insgesamt vier Mal das Maximum ans Board werfen sollte. Doch hiermit war er nicht allein, auch Anton Braun warf vier Mal die 180 – zwei davon direkt hintereinander in seinem zweiten Einzel gegen den Eisenacher Daniel Trafara, welches Braun mit einer wahnsinnigen Leistung mit 3:2 für sich entscheiden konnte und die Crocodiles mit 3:2 in Führung brachte. Währenddessen versuchte René Gonnermann die Führung weiter auszubauen – scheiterte jedoch wieder äußerst knapp im letzten Leg mit 2:3. Die Gäste glichen wieder aus.

Zahlreiche Zuschauer kamen zum Spiel des Jahres in den Ratskeller…

Wieder waren Sascha und Tim Biehl an der Reihe. Die Einzel wurden immer dramatischer. Auch Sascha Biehl zog es in den sogenannten „Decider“, also das entscheidende Leg – und auch hier hatten die Gastgeber das Nachsehen. In den entscheidenden Momenten waren die Gäste aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg bis dato das eine Quäntchen präziser. Umso ärgerlicher für die Crocodiles, dass insgesamt drei der acht Einzel mit 2:3 verloren gingen. 
Für ein fast nicht mehr für möglich geglaubtes Comeback zum 4:4 sorgte Tim Biehl. Nach 0:2 Rückstand und einer wirklich außerordentlich starken Leistung seines Gegners Silas Hacker packte Biehl seine besten Darts aus und drehte die Partie zum 3:2 und zum Ausgleich nach den Einzeln.

Nach einer kurzen Pause ging es in die letzten vier Doppel der Saison. Die Crocodiles setzten auf die Doppel Braun/Gonnermann und Biehl/Biehl. Letztere spürten den Druck immens und verloren ihr erstes Doppel mit einer durchwachsenen Leistung 0:3, während Braun/Gonnermann den ersten Matchball der Wildecker abwehrten und zum 5:5 ausglichen. Wie gesagt, die Crocodiles mussten gewinnen, den Rassdörfern reichte das Remis. Die Nervosität war nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei allen Zuschauern zu spüren.

Nach recht schwachem ersten Doppel fanden Sascha und Tim Biehl wieder zu alter Stärke zurück. Mit einigen 140ern und einer brutalen Doppelquote gewannen die beiden das elfte Spiel des Abends mit 3:0 und sorgten damit für ein wirkliches Meisterschaftsendspiel zwischen Gonnermann/Braun und Trafara/Wasilew. Nach gechecktem Matchdart von Tim Biehl stand es in der alles entscheidenden Partie bereits 0:1 aus Sicht der Crocodiles. Die Gäste waren drauf und dran mit 0:2 in Führung zu gehen – doch dann kam Anton Braun.

84 Punkte Rest – Braun traf die Single 20, Single 14 und schließlich – unter tosendem Applaus und einer Wucht des Ratskellers auch das Bullseye. 1:1. Einen besseren Moment für ein Bullseye-Finish hätte es kaum geben können. Mit diesem Treffer tankte Braun Selbstvertrauen und spielte nun seine absolut besten Darts. Kaum eine Aufnahme von ihm führte zu weniger als 100 Punkten – das 2:1 ließ nicht lange auf sich warten – der Ratskeller bebte.

Ein einziges Leg trennte die Crocodiles vor der Sensation – ein Leg, von dem die Crocodiles in dieser Saison bis zu diesem Moment bereits 387 für sich entscheiden konnten. Und die Scoringpower von Anton Braun nahm einfach kein Ende. Als die Gäste noch bei über 200 Punkten Rest standen, trennten Braun/Gonnermann nur noch 51 Punkte vom Meistertitel. Braun war an der Reihe – in diesem Moment waren sich zahlreiche Mitspieler und Zuschauer sicher, das die reinste Eskalation unmittelbar bevorsteht, mancher Spieler dachte bereits darüber nach, wie man am besten nach vorne zu seinen Kollegen sprintet, um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte zu feiern. Doch dann – Triple 19. Mit 57 Punkten überwarf Anton Braun die verbleibenden 51 Zähler und ließ die Rassdörfer noch einmal herankommen. Insgesamt bekamen die Crocodiles in diesem Leg vier Matchdarts, die sie nicht nutzen konnten. Die Gäste kamen immer näher und checkten mit nur wenigen Darts zum 2:2.

Das allerletzte Leg der Saison sollte also über Meister und Vizemeister entscheiden. Aus vorherigem Geschwafel über eine derartige potenzielle Situation wurde Ernst. Und damit stieg der Druck um ein weiteres Level – Druck, mit dem nur sehr wenige zurechtkommen. Zwei davon heißen Daniel Trafara und Andreas Wasilew, die selbst die enorm gute Leistung eines Anton Braun in den Schatten stellen und die Anhänger der Crocodiles verstummen lassen können. Nach einem weiteren Matchdart, den René Gonnermann auf Bullseye verpasste, checkte Wasilew auf der Doppel 8 zum Sieg und damit zur Meisterschaft. Der Dartsport kann so hart sein…

Auch wenn die Enttäuschung immer noch überwiegt, können die Crocodiles stolz auf diese Saison sein. Am Ende fehlten Nuancen, um sich den ebenso verdienten Titel zu sichern. 
An dieser Stelle gratulieren wir noch einmal den Männern aus Rassdorf, die sich die Meisterschaft und damit den direkten Aufstieg in die Bezirksliga verdient haben. Ein Wiedersehen im kommenden Jahr ist weiterhin möglich – die Crocodiles stehen mit diesem zweiten Platz in der Aufstiegsrelegation für die Bezirksliga Süd/Ost.

Wir bedanken uns bei allen Zuschauern für die Unterstützung in dieser Saison und insbesondere an diesem unvergesslichen Abend. Ein solches Spiel mit diesem Verlauf hat es – wenn überhaupt – nur sehr selten gegeben und wird es vermutlich nie wieder geben.

Können stolz auf sich sein: v.l.o. René Gonnermann, Christian Genau, Stefan Meister, Sascha Biehl, Anton Braun, Leon Eisenberg, Tim Biehl und Kevin Deist

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