Am vergangenen Mittwoch, 22. Juni 2022 kamen ca. 150 Herleshäuser und Gäste zur festlichen Eröffnung des WERRAGrenzParks.
Text: WERRAGrenzPark e.V.
In der Mitte des Parks zwischen den Infotafeln und dem Radweg hatte der Vorstand zusammen mit vielen freiwilligen Helfern das großes Zelt von Göpel-Genetik und viele Sonnenschirme aufgestellt als Schutz für die Gäste vor der heißen Mittagssonne. Die Flaggen von Hessen, Thüringen, Deutschland und der EU dekorierten den Hintergrund des Rednerpavillons gegenüber mit dem klassisch hölzernen Pult mit Herleshäuser Wappen. Die Jugendlichen von ‚Second Home‘ hatten ihren Getränkestand rechts in der Wanderhütte des Werratal-Vereins eingerichtet neben den Vereinsmitgliedern und ihrem Bockwurst- und Kuchenstand auf der linken Seite.
Vor der eigentlichen Feierstunde war ab 12 Uhr mittags schon eine Stunde Zeit für Gespräche bei Imbiss und herrlichstem Wetter. Als interessierte Politiker waren neben Landrat Krebs vom Wartburgkreis viele Bürgermeister aus dem hessischen wie auch thüringischen Umkreis gekommen und gaben ihrer Zufriedenheit Ausdruck, dass hier mit dem WERRAGrenzPark eine deutliche Aufwertung für die ganze Region entstanden sei. Vertreter der Tourismusbranche, der Kreis-Jugendarbeit, des Schulamtes und der benachbarten Schulen zeigten großes Interesse an zukünftiger Zusammenarbeit. Unsere Landrätin, die Landtagsabgeordneten und weitere Bürgermeister ließen sich wegen gleichzeitiger Kreistagssitzung entschuldigen.
Nach dem Anspiel des Lieds: „Wind of Change“ begrüßte Bürgermeister Böckmann die Gäste aus Politik von hüben und drüben, die zahlreichen Werra-Nachbarn und natürlich die Herleshäuser. Dabei ging er auf die Bedeutung der Demokratie für ein friedliches Zusammenleben ein und dankte den Initiatoren für ihren Einsatz zum Entstehen dieses bereits jetzt von vielen Seiten nachgefragten Demokratie-Parks.
Landrat Krebs aus dem benachbarten Wartburgkreis gratulierte Herleshausen zu diesem gelungenen Beitrag zur regionalen und gleichzeitig nationalen wie internationalen Geschichte. Er hob besonders hervor, dass gerade auch für die Bürger auf der anderen Seite der ehemaligen Grenze die Erinnerung an diese dunkle Zeit ihrer Vergangenheit genau so wichtig sei wie die hier erfreulich detailliert dokumentierte eigene Befreiung daraus.
Reinhard Schneider, Kulturwart des Thüringer Wandervereins und in Vertretung der Vorsitzenden Christine Lieberknecht, erinnerte an die ersten gemeinsamen Gedanken und Schritte der Nachbarn diesseits und jenseits der Werra bei Planung dieses ‚grenzverbindenden‘ Projekts. Herleshausen hätte jetzt den Anfang gemacht, und er dankte Landrat Krebs für die ganz frische Förderzusage, dass demnächst auf Thüringer Seite mit dem WERRAGrenzWeg über mehrere Stationen die Fortsetzung entstehen kann.
Peter Wellach vom Berliner Planungsbüro erinnerte noch einmal an die mutige kleine Initiativ-Gruppe der ersten Stunde und erläuterte die Gedanken und Hintergründe zu Strategie, Konzept und Aufbau des WERRAGrenzParks. Er füge sich optimal in die „Route des Freikaufs“ ein, die sich mit Gedenkstätten vom Gefängnis Kaßberg in ehemals Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, bis zum Notaufnahmelager Gießen erstreckt. Erschreckend für sie alle sei bei Entstehung der letzten Info-Tafel „Grenzen weltweit“ die Erkenntnis gewesen, dass gerade in heutiger Zeit die militante Verstärkung von tödlich gesicherten Grenzen dramatisch zunehme. Herr Wellach zollte hohe Anerkennung dem Engagement der Initiatoren. Das sei ihm in dieser Intensität im Laufe seiner bisher immerhin auch schon über 20-jährigen Tätigkeit mit Ehrenamtsprojekten bisher so noch nicht begegnet; ein klares Signal, wie tiefgreifend die Erinnerung an das menschenverachtende System SED sei und wie wichtig damit die Weitergabe.
Gero von Randow moderierte als Vorsitzender des am 3.10.2019 gegründeten WERRAGrenzPark e.V. zwischen den einzelnen Rednern und ging in einem eigenen Beitrag auf die Entstehungsgeschichte dieses Grenz- und Demokratieparks ein mit seinem Ursprung aus einer der Vorbereitungsgruppen zur 1000-Jahr-Feier. Er dankte den Finanzgebern für ihre nahezu kostendeckenden Beiträge, allen voran dem Werra-Meißner-Kreis als Leader-Region der EU, der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie der Sparkasse Werra-Meißner und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen Thüringen. Er verlas auch den Dankesbrief des Vorsitzenden Heinz Dombrowski der
Union der Opfer kommunistischer Gewalt (UOKG), der besonders auf den „unschätzbaren Dienst“ einging, der „den zehntausenden freigekauften politischen Gefangenen mit dem WERRAGrenzPark erwiesen wird. Als Eltern haben diese das Bedürfnis, ihren Kindern jenen Ort zu zeigen, an dem ihr neues Leben begann. Dort erinnerte bis dato nichts mehr an diesen historisch bedeutsamen Ort.“
Die pädagogische Nutzung des Grenzparks zur Demokratieschulung gehörte als Eigenleistung mit zur Förderung durch die Stiftung Aufarbeitung. Dazu kam als ‚natürlicher Partner‘ unsere Südringgauschule mit ins Boot, weshalb die Feierstunde mit Vorstellung des immerhin 90 Seiten starken ‚Pädagogischen Konzepts‘ mitten in der Woche zur Schulzeit angesetzt wurde
Anette Wetterau und Heidrun Henning als ehemalige Lehrerinnen an dieser Schule haben im Rahmen eines kleinen Arbeitskreises viele Gedanken, Konzepte, Lehrmaterial, Beispiele und Geschichten zusammengetragen, aufgearbeitet und als Handreichung für Lehrstunden zusammengestellt. Sie erläuterten die Konzeption und verlasen kurze Zitate aus den lehrreichen Geschichten bzw. Erfahrungsberichten. Zusammen mit Schülern der Klasse 10R wurden ein paar Beispiele aus dem Konzept vorgeführt. Es war der inhaltliche Höhepunkt dieser Einweihungsfeier. Wenn schon nicht Lernen aus eigener Erfahrung möglich ist, dann sollen und können am besten Beispiele aus der Erinnerung anderer, möglichst auf irgendeine Weise nahestehender Personen, Menschen etwas beibringen
Pfarrer Heinicke für die ev. Kirche, Helga Gogler für die freikirchliche Gemeinde und Pater Susaj für die katholische Gemeinde erinnerten in einer kleinen Andacht an die Hand Gottes, ohne die Handeln und Denken von uns Menschen selten zu einem guten Ende führt. Entsprechend segnete Pater Susaj den Park, auf dass er Besuchern und nachfolgenden Generationen Segen bringe.
Zum Abschluss spannte das jüngste Mitglied des WERRAGrenzPark e.V. Paul Dach zusammen mit seinem Bruder Simon ein rotes Band, das als symbolischer Akt von Landrat Reinhard Krebs, Rektorin Regina Nizold, Vorsitzendem Gero v. Randow, Planer Peter Wellach und Bürgermeister Lars Böckmann durchschnitten wurde. Unter dem Applaus der Gäste und mit dem Anspiel des Schlusslieds: „Looking for Freedom“ gingen die 90 Minuten dieser Feier in viele Einzelgespräche über bei weiterhin strahlendem Sonnenschein.
Der Vorstand
WERRAGrenzPark e.V.
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Auch der mdr berichtete: Grenz-Park in Herleshausen eingeweiht