Unser Schlagbaum ist vielseitig einsetzbar. Zum Empfang der Wimpelwanderer wurde er kürzlich am echten Grenzverlauf eingesetzt. So kann man die Erinnerung wach halten.
Wimpelwanderer?
Wer sind diese und was tun sie, außer wandern im Zweifelsfall?
Der Werratalverein Südringgau hat uns folgenden Bericht zu den Fotos geschickt:
Der Rennsteigverein und die Stadt Eisenach, die im vergangenen Jahr den Deutschen Wandertag ausgerichtet haben, sind in diesem Jahr traditionell dafür verantwortlich, den Wandertags-Wimpel in mehreren Etappen (zu Fuß!) zum nächsten Austragungsort nach Detmold zu bringen Hier findet vom 13. – 20. August der Deutsche Wandertag statt.
Am Samstag, dem 4.8.18, startete die Wimpelgruppe am Rathaus in Eisenach. Lutz Hähner stellvertretender Fürsteher des Rennsteigvereines und Wanderleiter der Gruppe, hat die Wanderstrecke ausgearbeitet. Mit von der Partie sind auch die ehemalige Ministerpräsidentin von Thüringen und heutige Vorsitzende des Thüringer Wanderverbands, Christine Lieberknecht, sowie Oberbürgermeisterin Katja Wolf. Sie sind die Sprecherinnen der Gruppe.
Andere Teilnehmer, darunter Vertreter von Wandervereinen, Touristiker und Kommunalpolitiker, haben Funktionen wie Regulierer beim Überqueren der Straße, Signalgeber, der das Ende der Pausen anzeigt oder Blumenschmücker. Der Wanderwimpel muss zu offiziellen Empfängen an der Speerspitze mit frischen Blumen geschmückt sein. Unterwegs reichen Tannengrün oder Heidekraut.
Vom Rathaus in Eisenach führte der Weg durch die Stadt zur Karlskuppe und über den Stedtfelder Berg und den Hörschelberg nach Spichra. Zwischen Pferdsdorf und Willershausen wurde die Wandergruppe von einem geschlossenen Schlagbaum überrascht, der den Weg versperrte. Diesen hatten Manfred Müller und Erhard Baum (AK „Stehender Festzug“ zur 1000-Jahr-Feier 2019 in Herleshausen) an der ehemaligen „Staatsgrenze“ heute „nur noch“ Landesgrenze, errichtet und zünftig in Zoll-Uniform besetzt. Gemeinsam mit Mitgliedern des Werratalvereines wurde die Wimpelgruppe in Hessen begrüßt.
Herleshausens Bürgermeister Burkhard Scheld hieß als erster die Wandergruppe willkommen. Klaus Rohmund, der den erkrankten Vorsitzenden Jürgen Zick vertrat, und Hauptwanderwart Bernd Schubert richteten die Grüße im Namen des WTV-Hauptvereins aus. Helmut Schmidt als Vorsitzender des Herleshäuser Zweigvereins erinnerte daran, dass vor 30 Jahren (August 1988) aus dem Werratal eine Wimpelwandergruppe gestartet war um den Wandertagswimpel nach Bamberg zu bringen, und dass vor knapp 29 Jahren schon einmal sehr viele Gäste aus der Thüringischen Nachbarschaft nach Herleshausen gekommen waren und sogar ein Begrüßungsgeld von 100 DM bekommen hätten. Klaus Gogler hatte die Idee, doch mal im Aktenkeller der Gemeindeverwaltung in den alten Abrechnungsunterlagen nachzuschauen. Und siehe da, dort wurden tatsächlich noch einige 100-DM-Scheine gefunden, die man heute gerne an die Mitglieder der Wimpelgruppe überreichte. Das brachte natürlich wieder Leben in die durch die Hitze schon arg strapazierten Wanderer, auch wenn sich der 100-DM-Schein auf der Rückseite als „Erinnerung an die erste Etappe über Herleshausen“ herausstellte.
Im Schatten großer Bäume, quasi am ehemaligen Grenzzaun, wurde die Mittagspause mit kühlen Getränken und kräftigem Imbiss genossen. Still wurde es, als Helga Gogler ihren Bericht vom „Chaotischen aber glücklichen Wochenende“ (10. bis 12. Nov.1989) in Herleshausen mit ihren persönlichen Eindrücken vorgelesen hat (veröffentlicht: DAS WERRALAND I/1990), nicht wenige verbargen auch ihre Tränen mit ihren eigenen Erinnerungen an die Grenzöffnung, die das Leben hier in der Region total verändert hat.
Gestärkt ging es weiter über Willershausen, Archfeld und Altefeld nach Lüderbach. Hier hatten fleißige Hände um die Ortsvorsteherin Ramona Brenk alles vorbereitet, und die Wanderer in Empfang genommen. Gut, dass dort am Sonntag gerade das Dorffest am Gemeinschaftshaus stattfinden soll. Es war also angerichtet … und nach fast 30 Kilometern in sengender Hitze waren alle Teilnehmer froh, im schattigen Zelt, bei frischen Getränken und einem fröhlich sprudelnden Brunnen, die Lebensgeister wieder wecken zu können.
In guter Stimmung wurde über die zurückgelegte Strecke philosophiert und schon an die nächste Etappe von Lüderbach nach Eschwege gedacht, die am Dienstag an der Lüderbacher Kirche gestartet werden sollte. Schließlich muss der Wandertagswimpel pünktlich am 16.August um 17.00 Uhr in Detmold präsentiert werden!
(Klaus Gogler)
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