Früher Party, heute Parken – Erinnerungen …

Die einstige, sehr enge Bebauung hinter dem Café Stange, ehemals Gasthaus Engel, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Längst hat man sich an den Parkplatz und den freien Blick aufs “Römerreich” gewöhnt. Dass hier mal alte Fachwerkhäuser mit Schlachthaus und im Obergeschoss ein legendärer Saalbau angesiedelt waren, glaubt man kaum – heute nur noch “Memories” aus einer anderen Zeit.

Links oben: Engels Saal, später etwa 12 Jahre lang Discothek “Red Movie” und “Memory”..
Ungefähr dort muss er damals auch als DJ gestanden haben …

Und wenn Herbert Klingspohn alias DJ Lupo nun an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist, hatte das schon einen besonderen Grund. Immerhin führte sein Besuch mal wieder zu einem Rätselbild Januar hier auf dieser Homepage, das manche ziemlich schnell erraten hatten; ohne, dass sie wussten, welcher Bericht am nächsten Tag in der Werra-Rundschau die Erinnerungen vieler Herleshäuser aufleben ließ.

“Wasndas?” – Rätselbild Januar

Die Überschrift war natürlich hinter einem schwarzen Balken versteckt. Es handelte sich tatsächlich um den original Auswertungszettel der Hitparade im “Red Movie” am Samstag, dem 16. Mai 1981. Damals durfte man im Laufe des Abends Zettel ausfüllen, um seinen Lieblingstitel in die Dorfcharts zu befördern. Es hat Leute gegeben, die schrieben sich die Finger wund, und am Ende standen die TOP TEN fest. Fein säuberlich notierte der DJ die Stimmenzahl und die Platzierung hinter den Titel. An jenem Tag wurden 133 Stimmen abgegeben. Am Ende gewann The Who mit einem deutlichen Vorsprung vor Status Quo und Kim Wilde.

Ich erinnere mich noch genau: Es war jenes Frühjahr als die englischen Rock-Veteranen im WDR-Rockpalast auftraten. Live aus der Essener Grugahalle flimmerten Daltrey, Townshend & Co. auch in die Herleshäuser Wohnzimmer. Etliche Fans erlebten die Live-Übertragung im Zollstockweg im Biehlschen Wohnzimmer, um spät in der Nacht noch mit der frisch aufgenommenen Cassette im Rekorder auf der Schulter runter in Hochs Raststätte an der Grenze zu ziehen. The Who standen bei uns hoch im Kurs. Auch wenn ihre ganz große Zeit schon einige Jahre zurücklag, waren sie unsere Helden, und wir bejubelten ihr neues Album “Face Dances”. Der Single-Hit daraus war “You better, you bet”, kennt heute kaum noch jemand, unserer Meinung nach damals aber ein Riesending (für mich heute immer noch). Klar, dass wir die “Moviesbuden” damit beschallen wollten. Fünf mal hintereinander wählten wir den Song mit anwesenden und nicht anwesenden Namen auf Platz 1 und feierten ihn ab. Am Ende kündigte uns Lupo immer mit folgenden Worten an: “Und auf Platz 1 wie jede Woche: Hänschen und seine Truppe …” Hänschen war der größte Who-Fan und fuhr einen blauen Ascona und uns durch die Gegend und im Sommer dann bis nach Cléder, aber das ist eine andere Geschichte.

Ja, das war das Schöne an der Herleshäuser Discothek jener Zeit, die ja in den Anfangsjahren eher eine Kneipe mit Musik und Tanzfläche als ein Discopalast war, dass alle Musikrichtungen vorkamen und unterschiedlichste Personengruppen zusammenführte. Neben unseren eher alternativ angehauchten Vorlieben, die gut ins Waldkappler “Portrait” gepasst hätten, landeten aber auch Funk, Disco und Schlager unter der Plattenspielernadel und trafen noch mehr den Geschmack der Musikfreunde in dem meistens brechend vollen Saal mitten im Dorf. Entsprechend vielseitig war stets die Gästeliste. Und Lupo hatte bei der Musikauswahl meistens das richtige Gespür. Er erinnert sich: “Natürlich kannte ich meine Gäste und ihre Vorlieben. Wenn kurz mal Flaute war, hab ich nur geguckt: aha, der … Dings ist da; na, dann spiel ich mal jenen Song und schon ging´s wieder ab. Das hat immer funktioniert.”

DJ Lupo wusste, was wann passte. Seine Musikauswahl saß (meistens) …

Glückwunsch

… den richtigen (und fast einzigen) Rätsel-Tippern in der zeitlichen Reihenfolge des Lösungseingangs: Fussel, Gogler-Klaus, Catter und Fidy – ´nen Schoppen gibt´s bei der Musik-Nacht in der TSV-Halle am 4. Februar.

Winterzeit ist Discozeit

Eine wunderbare Serie hat sich die Werra-Rundschau ausgedacht. Quer durch den Kreis führt sie uns zu längst vergessenen oder unvergesslichen Etablissements. Für die einen sind Erinnerungen damit verbunden, die anderen entdecken, was sie vielleicht verpasst haben. Auf jeden Fall ist es ein Stückchen Zeitgeschichte und Jugendkultur, die so lebendig wird und erhalten bleibt. Eine tolle Idee!

Folgende Clubs und Discos findet man bis jetzt auf der WR-Homepage:

Dandy-Club, Eschwege

Steckenpferd, Germerode

Zilles Tollhaus, Eschwege

Der Bunker, Wanfried

Club Santana, Eschwege

Na, und zum “Santana” ist an dieser Stelle unbedingt festzuhalten, dass jene Location auch mal ein Stammlokal der SG-Fußballer war, damals natürlich noch, ohne das Wort Location überhaupt zu kennen. Das Verhältnis war so gut, dass “Santana-Horst” im fortgeschrittenen Alter sogar für eine Saison das Trikot der SG Herleshausen/Nesselröden II trug.

Red Movie und Memory

Auch wenn längst noch nicht alle Tanzlokale bedacht wurden, so landete vorgestern unser Sehnsuchtsort früherer Tage in Print und Netz der Werra-Rundschau. Dem Vernehmen nach hat der Artikel von Emily Hartmann bei uns im Dorf großen Anklang gefunden. An Supermarkt-Kassen und auf Facebook-Seiten tauscht man sich Erinnerungen aus und freut sich, wenn man sagen kann: Ich war dabei!

Aus der Werra-Rundschau vom 25. Januar 2022

Und natürlich auch online:

Red Movie, Herleshausen

“The making of …” Zur Vorbereitung des Artikels trafen wir uns an Ort und Stelle, jedenfalls da, wo der Ort früher mal war und nun Autos parken. Etwa 20 Meter entfernt saßen wir zusammen und schwelgten in Erinnerungen bzw. berichteten davon. Herzlichen Dank an WR-Redakteurin Emily Hartmann für den wunderbaren Bericht!

Emily Hartmann und Herbert Klingspohn

Erinnerungen an die Moviesbuden?

Habt ihr Geschichten, Anekdoten, Fotos etc. zur legendären Herleshäuser Discothek der 80er Jahre und möchtet diese eventuell weitergeben, dann gibt´s da eine Möglichkeit: froschkutten(at)aol.com. Ich freu mich drauf! Oder zum Beispiel eine Liste der Songs, die ihr mit der Movisbuden verbindet … Lieblingslieder oder Hass-Lieder, gerne beides. Vielleicht können wir unseren DJ am 4. Februar in der TSV-Halle überreden, den einen oder anderen Song “in memory memory” zu spielen. Mal schau´n …

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