von Anette Wetterau
Zahlreiche vergangene Dorfgeschichten werden in unserem Festjahr durch unsere Arbeitsgruppen wieder lebendig. Die Mindestgröße einer Gruppe sind bekanntlich drei Personen. Um eine historische Doktorstube zu gestalten, braucht man über Jahrzehnte unzählige Personen, die Material und Geschichten liefern, damit ein kleines Heimatmuseum mit Schwerpunkt Doktorstube entstehen kann. Dass unser Doktor Hans-Peter Marsch nicht nur unser letzter Landarzt, sondern auch ein an Historie interessierter Mensch ist, wissen die Familien des Südringgaus. Viele Besonderheiten hat er über Jahre bei seinen Hausbesuchen entdeckt und aufbewahrt. Die 1000-Jahr-Feier gab ihm den Impuls, die gesammelten Schätze in einem Museum seiner Gemeinde Herleshausen darzubringen. In Frau Drude, die über Jahre das Heimatmuseum in Gerstungen leitete, fand er eine Fachkraft, die ihm half, alle Teile zu registrieren und im würdigen Rahmen zu präsentieren.
Nun ist es soweit, das Museum im Haus Hainertor 11 wird offiziell eröffnet. Am kommenden Samstag, 13. April 2019 ab 11.00 Uhr, lädt Dr. Marsch Interessierte ein, die Doktorstube zu besuchen und sich auf eine Zeitreise mitnehmen zu lassen. Zu jeder halben Stunde können 8 – 10 Personen die bewahrten Raritäten, die sehr geschmackvoll zu einer Einheit zusammengestellt wurden, bestaunen. Es sind stumme Zeugen der Vergangenheit; Dr. Marsch versteht es aber, ihnen eine Stimme zu geben und sie durch die ureigene Geschichte lebendig werden zu lassen.
Der Eintritt ist frei, es wird aber um eine Spende für die Ausrichtung der 1000-Jahr-Feier gebeten. Auf dem Hof gibt es zusätzlich einen kleinen Flohmarkt, dessen Erlös ebenso für das Fest sein wird. Mit Sekt werden wir darauf anstoßen.
Beim Besichtigen des kleinen Heimatmuseums werden Erinnerungen wach, der Behandlungsstuhl des Großvaters Sanitätsrat Dr. Emil Marsch wird zu sehen sein, ebenso kann man die Geräte der Herleshäuser Hebamme in den Blick nehmen. Eine Apothekenzeile erinnert an alte Zeiten und ein Schlafzimmer mit Himmelbett an die Umgebung, die ein Landarzt einst in den Bauernhäusern vorfand. Die Liebe steckt im Detail und jede Entdeckung wird Anstoß zum Austausch geben.
Übrigens, der Apotheker Otto Kröschel versetzte einst das Wasser aus dem „Bullerbörnchen“ mit Soda und verkaufte es als Heilwasser. Besondere Kraft spricht man diesem Wasser in der Osternacht zu. Wer sich also am Ostersonntag, morgens um 5.00 Uhr aufmacht, um schweigend zum Börnchen zu gehen, sein Gesicht dort mit dem Wasser benetzt, wird ewig jung bleiben.
Sie werden das „Bullerbörnchen“ nicht finden? Ausgeschlossen, in unserem Festjahr wird es zu Ostern sogar mit einer Girlande geschmückt sein und Sie werden garantiert nicht alleine sein. Natürlich können Sie auch tagsüber mit Ihren Kindern beim Besuch des Osterpfads einen Abstecher von der Sackgasse in den Taggraben machen und sich am kühlen Nass erfrischen – so wie einst schon Generationen vor uns.