Drei Wochen hielt die Tour de France gerade die Sportwelt in Atem. Nach wie vor hat das traditionelle Etappenrennen nichts von seiner Faszination verloren. In diesem Jahr hat dazu natürlich auch der unerwartete Triumph eines jungen Deutschen beigetragen. Florian Lipowitz fuhr aufs Podest der Gesamtwertung (3. Platz) und sicherte sich das weiße Trikot des besten Jungprofis. Die Älteren erinnern sich an den Frankfurter Didi Thurau, der diese Wertung 1977 gewann und im Alter von 22 Jahren bei seinem Tour-Debut sogar 15 Tage im gelben Trikot fuhr. Am Ende wurde er Fünfter.
Die damalige Euphorie in Deutschland war sicherlich auch ein Grund dafür, dass die Frankreich-Rundfahrt drei Jahre später in Frankfurt gestartet wurde. Die ersten Etappen rollten durch die Main-Metropole und ihr Umland. Das Zielgelände befand sich nahe der altehrwürdigen Festhalle.


Seit einem Jahr besaß ich damals meine erste Spiegelreflexkamera, die legendäre AE-1 von Canon, und war mit einem Schwarz-Weiß-Film vor Ort. Heute sind es wahrlich historische Bilder. 45 Jahre alt, aber wie aus einer anderen Welt. Tour de France anno 1980:






Den Prolog gewann die französische Rad-Legende Bernard Hinault. Der Bretone, Sieger der Rundfahrten 1978 und 1979, trug das gelbe Trikot auch noch nach der ersten Etappe, ehe er es nach dem Mannschaftszeitfahren abgeben musste. Bei der 80er Tour kam er am Ende nicht ins Ziel. 1981, 1982 und 1985 konnte er sie aber erneut gewinnen – insgesamt fünf Tour-Siege auf seinem Konto.


Im prädigitalen Zeitalter wurde das Ergebnis des Mannschaftszeitfahrens noch in recht einfacher Form dargestellt, quasi noch die Kreidezeit:

Man beachte die Namen der 13 Teams. Eine deutsche Mannschaft gab es damals noch nicht. Auf Platz 1 landete das starke Team von Ti-Raleigh. Aber wir können ganz klar feststellen: Der Anzeigentafelbeschrifter verfügte über eine akkurate Handschrift.


Der Niederländer Gerrie Knetemann (l.) übernahm nach dem Zeitfahren das gelbe Trikot, das später sein Landsmann und Teamkollege Joop Zoetemelk nach Paris tragen sollte. Er unterbrach damit also die Erfolgsserie des Franzosen Hinault.
Für Deutschland war u.a. Klaus-Peter Thaler fürs spanische Teka-Team am Start. Hier stellte er sich den Fragen von ARD-Reporter Jürgen Emig, einem Vor-Vorgänger von Florian Naß, der 1980 erst 12 Jahre alt war, aber bestimmt auch zu dieser Tour in seiner Heimatstadt etwas zu erzählen hat (in seiner unnachahmlichen Art natürlich).

Auf einer Etappe passierte der Tour-Tross auch Neu-Isenburg. Das geschlossene Peleton bog in die Hugenottenallee ein (irgendwie passend).




Bilder aus einer anderen Zeit. Nicht nur, weil sie in schwarz-weiß aufgenommen wurden, hat heute schon einen Hauch von Mottenkiste …

