Damals wurde in Herleshausen noch auf dem alten Sportplatz in der Wiesenflur gekickt, unter der Brandenburg sozusagen. Kürzlich berichtete die HNA über ein denkwürdiges Fußballspiel, das in jenen Tagen Mitte der 60er Jahre in Kassel stattfand. Der Hamburger SV kam für ein DFB-Pokalendspiel in die Fuldastadt und sorgte für ein überfülltes Auestadion.
Der HNA-Bericht unter dem Titel “Uwe Seeler hautnah” weckte in Klaus Andreas aus Herleshausen die eigenen Erinnerungen an dieses Spiel. Das Endergebnis – ein 2:0-Sieg für den Favoriten HSV – war dabei nebensächlich, die Begegnung mit einem Idol das Wesentliche. Klaus verfasste einen schönen Leserbrief, der an dieser Stelle mal veröffentlicht werden soll:
Leserbrief aus Herleshausen zum Beitrag „Der Traum vom vollen Aue-Stadion / Uwe Seeler hautnah” (WR/HNA 21.02.2019)
Es war für mich ein unvergessliches Fußballspiel, das ich 1965 als KSV- und HSV-Fan sowie begeisterter Jugendspieler vom Ringgau im Auestadion erleben durfte. Trotz im Vorverkauf erworbener Tickets stand ich – wie viele andere auch – kurz vor der Begegnung vor verschlossenen Stadiontoren, nachdem die Arena bereits voll besetzt war. Nach heftigen Unmutsäußerungen der unfreiwillig Wartenden wurden dann doch noch mal die Eingänge geöffnet. Mir gelang es trotz dichtem Gedränge schließlich, mich direkt am Spielfeldrand auf dem Boden zu platzieren.
Als Uwe Seeler sich im Spielverlauf den Ball einmal hinter der Außenlinie angelte, trat er dabei versehentlich leicht auf meine linke Hand. Unglaublich aber wahr – er entschuldigte sich bei mir mit den Worten “Tut mir leid, Kleiner”. Ich habe mir die getroffenen Finger vor Ehrfurcht sicherlich mehrere Tage nicht gewaschen …
Ca. 15 Jahre nach dieser hautnahen Begegnung der besonderen Art traf ich “uns Uwe” zufällig während einer Bahnfahrt. Es entwickelte sich ein längeres Gespräch, wobei wir auch über das Geschehen in Kassel sprachen. Er konnte sich noch sehr genau an das völlig überfüllte Stadion erinnern, das nach Abpfiff einem Schlachtfeld glich. Seine noble Geste mir gegenüber hatte Seeler natürlich nicht mehr auf dem Schirm. In der Folge begegnete ich dem Fußballidol noch zweimal bei Länderspielen, die er als DFB-Ehrengast besuchte. Dabei tranken wir jeweils ein Bier auf die denkwürdige Partie, die nach heutigen Maßstäben sicherlich nicht stattgefunden hätte, mir aber ein außergewöhnliches Erlebnis bescherte.
Neulich erfuhr ich durch den in Herleshausen lebenden und allseits bekannten Wilhelm Sennhenn, dass er damals als junger Polizist im Aue-Stadion Ordnungsdienste zu verrichten hatte. Er ist noch heute dankbar, dass es trotz der chaotischen Umstände zu keiner Panik kam. Auch er wird diesen Fußballtag niemals vergessen.
Egal, wie gut der Besuch im Auestadion am Ostermontag sein wird, ein Andrang wie vor 54 Jahren ist (leider oder glücklicherweise) wohl nicht zu erwarten!
Klaus Andreas, Herleshausen
WR-Foto Marvin Heinz
Der Leserbrief war für die Werra-Rundschau ein schöner Anlass, daraus eine Geschichte für den Sportteil zu basteln. So kamen Klaus Andreas´ Erinnerungen im Vorfeld des Spiels KSV Hessen gegen KSV Baunatal am Ostermontag zu kreisweiten Ehren.
WR-Bericht “Als dem Herleshäuser Klaus Andreas von Uwe Seeler auf den Finger getreten wurde” vom 22.4.19