Auch das Erinnern an unsere ehemaligen jüdischen Nachbarn wird am Freitag, dem 11. Okt. 2019, ab 14.30 Uhr Teil des Jubiläumsprogrammes sein, zu dem ich mit diesem Plakat schon mal herzlich einladen möchte:
Sie erkennen darin drei Besonderheiten: Erstmals werden auch Herleshäuser/innen in das Gedenkprojekt mit einbezogen, die christlichen Glaubens waren. Aufgrund ihrer körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen wurden sie vom NS-Regime systematisch als „Unwertes Leben“ ermordet. Mehr als 70.000 Menschen fielen zwischen 1940 und 1941 dem sogen. „Euthanasie-Verfahren“ zum Opfer, davon drei aus unserer Gemeinde.
Mit sogenannten „Fachwerktafeln“ wurden im Jubiläumsjahr an verschiedenen Häusern unserer Gemeinde Acrylglas-Tafeln angebracht, die uns über die Geschichte und Bedeutung dieser Häuser informieren. Darunter befindet sich auch eine Tafel, auf der der Schutzbrief von Michael Callmann, ausgestellt am 01.11.1792 vom Landgraf Wilhelm IX zu Cassel, abgebildet ist.
Am 11.10.2019 werden wir mit Zustimmung der Grundstückseigentümer eine solche Tafel auch am Geburtshaus von Rosi Hanna Ochs anbringen. Neben der Erinnerung an das jüngste Holocaust-Opfer aus unserer Gemeinde wird die Tafel darüber informieren, dass nicht nur vor dem Haus Am Anger 2 drei Stolpersteine verlegt wurden, sondern in unserer Gemeinde insgesamt 122 (!). Sie lesen unten auf der Tafel auch, wer uns diese geschenkt hat. Über ihn und seine Familie werde ich später ebenfalls noch etwas berichten. Herzlichen Dank an dieser Stelle schon mal als Gidon Suesskind in Israel!
Eine spannende, wenn auch für den Betroffenen lebensbedrohliche Geschichte werden wir über Dr. med. Curt Meyer berichten können, der Auschwitz überlebte und später durch seine Arbeit in der Krebsforschung weit über Berlin hinaus bekannt geworden ist.
Ich würde mich freuen, am 11. Oktober wieder viele interessierte Gäste zur Steinverlegung begrüßen zu können. Eine weitere Besonderheit wird dabei darin bestehen, dass sich die Schülerinnen und Schüler der diesjährigen Abschlussklasse ihr „Abschiedsgeschenk“ in Form des Stolpersteins für Martin Wolf ausgedacht haben, der 1934 als Zweijähriger mit seinen Eltern nach Palästina flüchten musste. Zu seiner Tochter Dana haben wir leider erst vor wenigen Tagen den Kontakt gefunden und bedauern es mit ihr, dass sie es in der Kürze der Zeit nicht organisieren kann, zur Verlegung der Steine vor dem Haus Bahnhofstraße 11 für ihren Vater, ihre Großeltern Hermann und Hedwig Wolf, geb. Nußbaum, sowie ihrer Urgroßmutter Julie Wolf, geb. Müller, teilnehmen kann.