Luftaufnahme mit dem Blick über die Brandenburg ins Werratal mit dem Dorf Herleshausen.
Herleshausen stellt sich vor
Eingebettet in das idyllische Werratal und die Höhenzüge des Ringgaues (202 m bis 452 m), ganz nahe dem „Thüringer Wald“, finden Sie unsere Gemeinde jetzt wieder in der Mitte des vereinten Deutschlands.
Kein geschichtliches Ereignis nach dem Dreißigjährigen Krieg hat die Entwicklung unserer Gemeinde so gravierend beeinflusst wie die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Herleshausen wurde 1945 von den Alliierten als einziger Straßen- Grenzübergang für das Land Hessen bestimmt. In dieser Funktion wurde der Ort allenthalben zu einem Begriff – allerdings erlebte er zwei weitere markante Ereignisse: Von 1953 bis 1955 taten hier rund 10.000 Spätheimkehrer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft ihren „Schritt in die Freiheit“ und am ersten „grenzoffenen“ Wochenende nach dem 9. Nov. 1989 besuchten uns aus östlicher Richtung weit mehr als 30.000 Personen. Die bewegten, stürmischen Zeiten der Grenzöffnung und die folgenden Jahre haben uns mit vielen Menschen und neuen Einflüssen zusammen gebracht und unser ehemaliges Grenzdasein verändert. Diese Zeiten sind lange vorbei, aber nicht vergessen.
Hier ein Link zu einem medial sehr gelungenen Schüler-Projekt der Südringgauschule Herleshausen mit dem Hessischen Rundfunk zum Thema “Das Tor im Eisernen Vorhang”.
Es war einmal: die Werra als Grenzfluss, die Brandenburg unerreichbar. (Foto von 1979)
Anerkennenswert ist die Verschwisterung mit der bretonischen Partnergemeinde Cléder, die auf das Jahr 1964 zurück geht und noch heute durch regelmäßige öffentliche und private Kontakte gepflegt wird. Im Jahre 1991 wurde die thüringische Nachbargemeinde Lauchröden offiziell in diese Partnerschaft mit aufgenommen. Seit 1996 hat die Partnerschaft durch den „Freundschaftsbund Herleshausen – Cléder – Lauchröden e.V.“ (und in Cléder durch das „Comité de Jumelage“) eine tatkräftige und breite Basis bekommen.
Blick vom Kielforst-Kreuz auf Herleshausen.
Es lohnt sich anzuhalten, von der Autobahn A4 abzufahren! Es lohnt sich auszusteigen, aus der Eisenbahn! Nicht nur Burgen und Schlösser sind Anziehungspunkte, unsere Landschaft hat einen besonderen Charme durch vielfältige Freizeitangebote. Unsere Gasthöfe machen ihre Wurst noch selbst und bieten hessisch-thüringischen Gaumenschmaus. Ganz nah ist Eisenach, die „Wartburgstadt“ mit ihren vielen kulturellen Angeboten.
Herleshausen, eine Gemeinde mit liebevoll gepflegten Fachwerkhäusern, die eng aneinander gedrängt von der Ev. Burgkirche, auf dem höchsten Hügel, behütet werden. Kein uniformes, überall gleich aussehendes Industriegebiet hat das Ortsbild verändert.
Die elf früher selbstständigen Dörfer des Südringgaus schlossen sich am 1. Dez. 1970 zur „Großgemeinde Herleshausen“ zusammen. Sie alle haben ihre eigene Geschichte, bieten interessante Sehenswürdigkeiten und eine abwechslungsreiche, reizvolle Landschaft.
Die Burgkirche
Ortsteil Herleshausen
Urkundlich 1019 als „Herleichoshuson“ erwähnt. Eine Erkundung im Kirchhof der als Wehrkirche angelegten Burgkirche, 1350 zur Fliehburg befestigt, ist nicht nur erholsam, sondern weckt auch die Neugier auf das umliegende Dorfgeschehen. Der jetzige Kirchenbau von 1470, im Kern erhalten, und auch der Chorraum (12. Jhd.) mit seinen 1957 wieder freigelegten Fresken und interessanten Grabsteinen der Adelsfamilie von Wersebe ist sehenswert. Beim Verlassen der Kirche hat man einen malerischen Ausblick in die Dorfstraße mit ihren Fachwerkhäusern. Die Kirchhofmauer, roter Sandstein, trennt den Kirchenkomplex vom
Schloss Augustenau (Privatbesitz der landgräflichen Familie von Hessen) Georg von Reckroth (beachtenswert ist sein Renaissance-Grabmal in der Kirche) ließ 1539 den Herrensitz auf dem ehemaligen Klosterhof des Kaufunger Stifts erbauen. Seit 1678 gehört das Schloss den Landgrafen von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. An- und Umbauten erfolgten im 17. und 20. Jhd. im Fachwerkbau mit neugotischen Stilelementen.
Schloss Augustenau
Seit dem 16. Jhd. lebten jüdische Familien in Herleshausen. Es gab eine Synagoge in der Lauchröder Straße (zerstört am 9. Nov. 1938) und noch heute gibt es den Jüdischen Friedhof, nicht weit vom Ortsrand entfernt. Ein Waldfriedhof, der dem jüdischen Glauben entsprechend nicht verändert, aber pflegend erhalten wird.
Herleshausen um 1935 – in den Häusern mit rot gefärbten Dächern lebten damals jüdische Bewohner.
Der Sowjetische Soldatenfriedhof am Waldrand oberhalb von Herleshausen.
Oberhalb des Judenfriedhofes findet man die Sowjetische Kriegsgräberstätte. Am Waldrand angelegt für die im Reserve-Lazarett des Stalag IX (eingerichtet in einem ehemaligen Reichsautobahn-Arbeitslager an der Frauenbörner Straße) an Tuberkulose verstorbenen 1.593 sowjetischen Kriegsgefangenen. Der Friedhof wurde 1959 in seiner heutigen Form als Gedenkstätte angelegt. Viele internationale Jugendgruppen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge haben von Anfang der 1970er bis in den Anfang der 1990er Jahre die Anlage gepflegt und vor allem sich dabei unter dem Motto „Arbeit für den Frieden“ kennengelernt. Da die Toten – Dank der Zivilcourage des damaligen Bürgermeisters Karl Fehr – im Standesamt unserer Gemeinde registriert wurden, ist es der einzige Friedhof im Bundesgebiet, auf dem alle Namen der verstorbenen Soldaten bekannt sind und diese auf Bronzetafeln an den Stellen verewigt wurden, an denen die jeweiligen Toten auch tatsächlich ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Inzwischen konnten viele Angehörige aus der früheren Sowjetunion die Gräber besuchen können. Eine ausführliche Dokumentation hierzu ist auf der Internetseite der Gemeinde zu finden.
Auf dem Rückweg von diesen Orten der Stille blickt man auf die Werra-Auen, auf die thüringische Brandenburg, eine der größten Doppelburg-Ruinen Deutschland, auf die Ausläufer des Thüringer Waldes und auf die Höhenzüge der Rhön.
Blick vom Kielforst aufs Werratal mit der Brandenburg.
Die Lindenallee und die Werrabrücke
Die 1884 angepflanzten Linden rahmen die Straße zur Thüringer Nachbargemeinde Lauchröden beiderseits bis zur Werrabrücke ein. Am Ende des letzten Krieges wurde diese gesprengt. Vom hessischen Brückenkopf blieben jahrzehntelang nur die Stümpfe der Brückenpfeiler und der Blick nach Lauchröden und auf die Ruine Brandenburg. Die deutsch-deutsche Grenze trennte dann über Jahrzehnte endgültig die Herleshäuser von den Nachbarn und dem gemeinsamen Wahrzeichen unseres Werratales. Der Brückenkopf war einer der beliebtesten „Grenzaussichtspunkte“, nirgends war man in der Region den im „Schutzstreifen“ lebenden DDR-Nachbarn so nahe. Nach der Grenzöffnung führt seit dem 23. Dez. 1989 eine neu errichtete Fußgängerbrücke über die Werra nach Thüringen und gibt endlich wieder den Weg frei. Die damals schnell errichtete Behelfsbrücke wurde 1998/1999 durch einen Neubau ersetzt, der inzwischen fester Bestandteil eines gemeinsamen Miteinanders geworden ist. Auch heute noch treffen sich die Nachbarn jeweils am 23. Dez., um sich gemeinsam an die Ereignisse zum Jahresende 1989 zu erinnern.
23.12.89 – am frühen Morgen wurde die in Rekordzeit errichtete Behelfsbrücke eröffnet und die Menschen strömten nach Lauchröden.
Formell hörte die politische Gemeinde „Herleshausen“ im Rahmen der hessischen Gebietsreform am 1. Dez. 1970 auf zu existieren. Als erste Gemeinde im damaligen Altkreis Eschwege bildete sie ab diesem Datum mit den elf Südringgau-Gemeinden die Großgemeinde Herleshausen. Auch hier haben die Mitglieder der Gemeindegremien heftig über einen neuen Gemeindenamen gestritten. U. a. standen zur Diskussion „Südringgau“ oder „Brandenfels“ (nach der Burgruine bei Markershausen). Ein Gemeindevertreter brachte es in der hitzig geführten Debatte mit einem „legendären“ Versprecher auf den Punkt: „Wer sucht denn schon ‚Brandenfels‘ im Atlantik?“ (gemeint war: Atlas). Durch den damals weit über die Bundesrepublik hinaus großen Bekanntheitsgrad als „Zonengrenzübergang“ blieb der Gemeindename letztlich erhalten.
Zusammenschluss zur Großgemeinde Herleshausen 1970.
Neben Herleshausen gehören zur heutigen Großgemeinde die Ortsteile Wommen (urk.: 1268 als Wumena; … mit dem Margot-von-Schutzbar-Stift als Zentrum), Nesselröden (urk. 1183 als Nezelride; … mit dem bedeutendsten Renaissance-Schloss an der unteren Werra), Breitzbach (urk. 1545 als Bredtsbach; … ein Dorf so alt wie seine Linde), Unhausen (urk. 1543 als Nonhausen; … wo einst Nonnen zu Hause waren), Holzhausen (urk.: 1145 als Holtzusen; … ist nicht die Welt, aber ein schönes Stück davon!), Markershausen (urk.: um 1300 als Marquartishusen; … wo Geselligkeit und Gemeinschaft groß geschrieben wird), Altefeld (urk. 1326 als Altefeldt; … auf den Höhe des Südringgaues, wo die Pferde die Landschaft prägen), Archfeld (urk.: 1279 als Archfeltt, … ein kleines Dorf auf des Ringgaus Höhen), Willershausen (urk.: 1450, doch weist vieles darauf hin, dass der ehemalige Wallfahrtsort … wo einst Schillers Räuber hausten! … viel älter ist) und Frauenborn (urk.: 1543 als Frauwenbrun, … eine Quelle als „Born unserer Frauen“ ist im Zusammenhang als Ort der Marienverehrung und der Wallfahrt in Willershausen zu sehen).
Zahlen – Daten – Fakten:
Ortsteil | 2017 | 1970 | 1950 | 1939 | 1871 | Fläche [qm] |
---|---|---|---|---|---|---|
Herleshausen | 1.290 | 1.500 | 2.222 | 1.591 | 1.202 | 14,669 |
Wommen | 301 | 423 | 591 | 407 | 301 | 3,608 |
Nesselröden | 323 | 460 | 556 | 607 | 454 | 5,584 |
Breitzbach | 105 | 166 | 244 | 167 | 195 | 4,210 |
Unhausen | 139 | 239 | 308 | 224 | 277 | 3,373 |
Holzhausen | 80 | 172 | 236 | 171 | 173 | 7,337 |
Markershausen | 62 | 98 | 155 | 125 | 164 | 3,801 |
Altefeld | 204 | 202 | 447 | 312 | 73 | 2,838 |
Archfeld | 126 | 174 | 320 | 178 | 244 | 6,176 |
Willershausen | 184 | 262 | 380 | 314 | 336 | 7,929 |
Insgesamt | 2.814 | 3.696 | 5.459 | 4.096 | 3.419 | 59,524 |
Anmerkung zur Bevölkerungsentwicklung:
Nimmt man die Einwohnerzahl aus dem Jahre 1871 als Basis, ist die Steigerung zum Jahr 1939 in Herleshausen, Wommen und Nesselröden u. a. auch darauf zurück zu führen, dass zu dieser Zeit in den Baracken der sogen. „Reichsautobahnlager“ zahlreiche Arbeitskräfte aus Deutschland und Österreich untergebracht waren. In Altefeld war in der Zwischenzeit das Gestüt errichtet worden. Alle anderen Veränderungen, z. B. in Archfeld,
müssten noch hinterfragt werden. Die Einwohnerzahl steigt 1950 durch die 1945/46 zu uns gekommenen Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten und besonders durch die große Anzahl von Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und aus Ungarn, deutlich an. Die Perspektivlosigkeit unserer „Zonenrandlage“, insbesondere durch fehlende Arbeitsplätze in der hiesigen Region, führte schon bald zu hohen Abwanderungen in die Ballungsräume (1961 war die Zahl bereits auf 4.414 Einwohner gesunken!). Seit dem Zusammenschluss der Südringgaugemeinden (1970) wird auch zunehmend der Trend des demographischen Wandels in der Bevölkerung deutlich, der sich nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze und unserer nun zentralen Lage in der Mitte Deutschlands wohl in den kommenden Jahren noch fortsetzen wird.