Zwei Gegensätze? Nicht unbedingt. Im Festgottesdienst zum 150-jährigen Bestehen des TSV 1869 Herleshausen im September ging Pfarrer Manfred Gerland auf die Gemeinsamkeiten dieser beiden Bereiche ein. Und tatsächlich – er wusste dabei von einigen Überschneidungen zu berichten. Sport & Kirche – auch bei der Turngau-Wanderung am kommenden Sonntag könnte es dabei zu einer Berührung kommen.
Vor genau sieben Jahren hatte der Männertreff der evangelischen Kirche die Idee, auf dem höchsten Punkt über dem Werratal ein hölzernes Kreuz zu errichten. Am 3. Oktober 2012 mit einem feierlichen Gottesdienst geweiht, steht es seitdem ähnlich eines Gipfelkreuzes auf dem Franzosenkopf (456 Meter) an markanter Stelle. Der Blick auf Herleshausen und Lauchröden und ins hessisch-thüringische Werratal, zu den Kali-Bergen und den Ausläufern der Rhön ist wirklich spektakulär. Noch dazu befindet es sich an einer geschichtsträchtigen Stelle direkt am Grenzverlauf Hessen/Thüringen. Vor 30 Jahren war es wenige Meter entfernt möglich, die grüne Grenze in die DDR zu überschreiten. Heute steht das Kreuz dort auch als Symbol für die Einheit, verbunden mit der Dankbarkeit über die Ereignisse vor 30 Jahren.
Für viele Herleshäuser ist es eben mehr als nur ein Gipfelkreuz. Das dort ausliegende Buch mit zahlreichen Einträgen belegt dies. Wenn der TSV 1869 Herleshausen nun am Sonntag, dem 20. Oktober 2019 zur Herbstwanderung des Turngau Werra einlädt, führt die lange Strecke über den Kielforstkamm mit einem Halt am Kreuz. Die Bedeutung dieser Stelle wird dann vor Ort erläutert. Beispielsweise kann der Platz, den man in der Regel nur durch Muskelkraft erreicht, die Verbindung von körperlicher Anstrengung (Sport) mit einer spirituellen Erfahrung (Kirche) hoch über dem dörflichen Alltagsgeschehen unterstreichen. Sicherlich gibt es Menschen, denen ein solches Erlebnis bekannt ist. Manche suchen den Platz deshalb regelmäßig auf.
Pfarrer Manfred Gerland im TSV-Festgottesdienst: “Wie kann Leben gelingen? In dem wir den Menschen, uns selbst und unsere Bedürfnisse ganzheitlich wahrnehmen. Der Mensch hat einen Leib, in dem er sich lustvoll und frei bewegen will. Er hat auch einen Geist, er ist ein spirituelles Wesen. Und er hat eine Seele, die ihn mit Gott verbindet. Diese Verbindung muss immer wieder gesucht und gepflegt (= trainiert) werden.”
Also spricht sicher auch nichts gegen eine Wanderung am kommenden Sonntagvormittag … – sagt jetzt nicht der Pfarrer, sondern der Pressewart vom TSV 1869.
Apropos Festgottesdienst: An dieser Stelle folgt noch ein kleiner Rückblick, denn diese Feierstunde in der Herleshäuser Burgkirche war schon eine ganz besondere. Neben der bereits erwähnten Predigt sorgte auch der Auftritt des TSV-Knabenchors für die Verbindung von Dorf und Kirche. Bisher eher als bedingt musikalische Jux-Fraktion in Erscheinung getreten, zeigte das Ensemble nun durchaus auch eine andere Seite. Klar, ein Augenzwinkern ist immer dabei, aber die drei Lieder konnten sich schon hören lassen. Zum alten “Danke”-Lagerfeuer-Song steuerte der Knabenchor noch ein paar eigene, sportliche Strophen bei, bevor man mit aller Hingabe “We shall overcome” in die gut besuchte Burgkirche schmetterte. Das hat Spaß gemacht.
Zum Abschluss passte auch das alte Herleshäuser Heimatlied von Heinrich Salzmann, um die dreifache Null des 19er Jahres zu würdigen. Dazu auch 25 Jahre Knabenchor im TSV. Achim Wilutzky nutzte die Gelegenheit, kurz auf diese unerwartete Geschichte hinzuweisen und sich bei drei altgedienten Mitstreitern zu bedanken. Hans Börner, als ältester Sänger; Akkordeonspieler Harald Biehl, der Kapellmeister des Chores und Lothar Wetterau, der vor 25 Jahren gemeinsam mit seinem Cousin Dieter Regenspurger die Idee für einen solchen Chor hatte, bekamen zum Dank eine Art “Foto-Urkunde” überreicht. Lothar Wetterau wiederum bedankte sich bei Achim Wilutzky für 25 Jahre Dichterei zu allen möglichen und unmöglichen Anlässen.
Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal, verbunden mit dem Gedenken an die verstorbenen Vereinsmitglieder, klang der Tag und das Festwochenende mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Turnhalle auf´s Angenehmste aus.