HNU und Crocodiles on Tour auf Madeira

Flug DE1414 – 8. Juni 2024 – 13:15 – Abflug nach Funchal (Madeira). Sascha und Tim Biehl – beide Spieler bei der SG HNU und auch an der Dartscheibe für die Crocodiles aktiv – wollten jedoch nicht in den Strandurlaub auf die portugiesische Blumeninsel, sondern diese in fünf Tagen von Ost nach West überqueren. 110km und 6000 Höhenmeter standen auf dem Programm – eine gute Vorbereitung für die angehende Saison. Tim berichtet von ihren Erlebnissen auf der unberechenbaren Atlantikinsel…

16:45 Uhr Ortszeit – angekommen am Aeroporto da Madeira, der nach der bekanntesten Person Madeiras benannt ist – Cristiano Ronaldo. Glücklicherweise war das Gepäck innerhalb weniger Minuten am Band und wir konnten uns auf den Weg in Richtung Hotel im Zentrum der Hauptstadt begeben. Gegen 18 Uhr lieferte uns Taxifahrer Bruno am Hotel do Carmo ab – genügend Zeit also, um die Wanderrucksäcke zu packen, in Ruhe etwas zu essen und um 22:30 Uhr zum „Atlantic Festival“ und dem damit verbundenen Pyro-Wettbewerb zu gehen, wo uns ein spektakuläres ca. 15-minütiges Feuerwerk erwartete. Eigentlich 5 Tage zu früh, denn die belohnenswerte Inselüberquerung lag schließlich noch vor uns – um genauer zu sein nur noch knapp 11 Stunden. Zelt, Schlafsack, Wanderstöcke sowie Einmannpackungen der Bundeswehr und sonstige überlebenswichtige Dinge waren eingepackt und brachten es auf insgesamt – je nach Wasserstand – 11-14 Kilo, die in fünf Tagen von Canical nach Ponta do Pargo geschleppt werden wollten.

Sonntag, 9. Juni – Ortszeit 9:35 Uhr. Angekommen am Startpunkt im Osten Madeiras. Gut gefrühstückt, halbwegs ausgeschlafen (ein Wunder, nachdem sich um kurz vor Mitternacht der Föhn für einen Kurzschluss entschied) und voller Vorfreude und Motivation ging es bei bewölktem Wetter gen Ribeiro Frio, unserem ersten Etappenziel. Vor uns lagen knapp 25km und etwas mehr als 1000hm – dachten wir zumindest. Schon am ersten Tag mussten wir feststellen, dass uns unsere geplanten Routen nicht immer ans Ziel bringen. Abgerutschte, komplett zugewachsene oder auch nicht vorfindbare Wege bescherten uns den ein oder anderen Bonuskilometer. Da wir nicht permanent auf die Karte schauten, wurde die ein oder andere Abzweigung auch gerne mal zu spät genommen. In Deutschland ist das häufig kein Problem, auf Madeira bedeutete das für uns einmal ein Umweg von über 2 Stunden – Zurückgehen war schließlich keine Option.
Vorbei an riesigen Klippen erreichten wir nach einigen Stunden Portela, ein kleines Bergdorf mit grandiosem Blick auf Porto da Cruz. Zeit für eine kleine Pause und ein Foto für die Dartgruppe.

Tag 1 – Ranglistensieger der A-Liga Sascha Biehl mit Blick auf Porto da Cruz

Nach ca. 10 Stunden erreichten wir Ribeiro Frio im leichten Regenschauer. Damit war der Gedanke von warmen Abendessen schnell wieder verflogen, das letzte Restaurant im Ort schloss kurz vor unserer Ankunft und zum Feuer machen war es zu nass. Der Hunger war trotzdem da, weshalb es Schrotbrot aus der Dose mit Pfeffercreme, einen Energieriegel und Wraps mit Marmelade gab – in diesem Moment hätte wohl alles geschmeckt. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, füllten wir am nicht weit entfernten Wasserfall nicht nur unsere Wasservorräte auf, sondern nutzten dessen Auffangbecken auch als Badewanne. Erfrischende Erfahrung bei geschätzten 15 Grad Wasser- und Außentemperatur.

In diesem Wasserfall bei Ribeiro Frio ging es schließlich baden

Mit 1.862 Metern ist der Pico Ruivo der höchste Berg Madeiras. Diesen galt es an Tag 2 zu erklimmen und dort zu übernachten. Nach einem frisch gepressten Orangensaft und jeweils zwei Burgern (es war viel zu viel), sollte diese Etappe das Highlight der gesamten Tour darstellen. Der sogenannte „Pico-to-Pico“ ist der bekannteste Wanderweg auf Madeira und führt vom Pico do Areeiro zum Pico Ruivo. Da die Wolken meist etwas unterhalb dieses Weges liegen, wird der Weg auch „Stairway to heaven“ genannt. Dies liegt u.a. auch an den unzähligen Treppenstufen, die uns das Leben schwer machten.

Doch bereits der Aufstieg zum Pico do Arieiro machte uns ziemlich zu schaffen. Nachdem der ursprüngliche Weg nicht sichtbar war, ging es über einen kleinen Trampelpfad mitten durch den Dschungel Madeiras. Durch den Regen der vergangenen Tage und der generell sehr hohen Luftfeuchtigkeit war höchste Konzentration an den teils steilen Abhängen geboten. Umgestürzte Bäume, steile Geröllfelder und rutschige Steinplatten forderten uns nicht weniger als das Klettern über sämtliche Zäune, die uns auf die Sperrungen der Wege aufmerksam machen sollte. Dass das nur semi-gut funktioniert hat, lag vor allem an den schlecht beschilderten Wegen. Mit klitschnassen Klamotten kamen wir nach gut 5 Stunden auf dem Pico do Areeiro an und wurden zum ersten Mal an diesem Tag mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt.

Komplett durchnässt steht Tim Biehl auf knapp 1500m – die Sicht ist eher durchwachsen…
… dies änderte sich allerdings kurz vor dem Pico do Arieiro

Die eiskalte Cola und ein Calippo Erdbeer veredelten den Moment, der sich anfühlte, als wären wir am Ziel. Auch die Beschilderung zum Pico Ruivo machte uns Mut. „7 Kilometer noch, dann haben wir es ja gleich geschafft“, sagte ich. Die 600 Höhen- und Tiefenmeter, welche zu gefühlt 99 % über Stufen zu gehen waren, habe ich allerdings nicht berücksichtigt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits 1200 hm in den Beinen – der Ausblick in die blumengefüllten Täler waren auf dem „stairway to heaven“ der einzige Mutmacher. Eine härtere Strecke lief ich bis dato nur auf die Zugspitze – dieser Tag brachte mich fast genauso an meine Grenzen. Umso besser war das Gefühl, als wir auf knapp 2000 Metern oben am Pico Ruivo standen und unsere Zelte aufbauen konnten. Einen Sonnenuntergang gab es leider nicht zu sehen, da wir vollends in den Wolken standen.

Der Schlafplatz des zweiten Tages – auf knapp 2000 Höhenmeter am Pico Ruivo

Nach einer sehr kalten Nacht und Tiefstwerten um den Gefrierpunkt klingelte der Wecker um kurz vor 6. Der erwünschte Sonnenaufgang verschwand ebenfalls in den stürmischen Wolken. Das Ziel der dritten Etappe lautete Sao Vicente – ein Ort an der Nordküste Madeiras. Das vorab gebuchte Hotelzimmer sollte uns eine warme Dusche und aufgeladene Akkus bringen, die 2100 Tiefenmeter dorthin verlangten uns jedoch alles ab. Es ging stundenlang nur noch bergab. Ging es einmal bergauf, freuten wir uns schon mit unseren Knien, die nach und nach immer mehr begannen zu schmerzen. Nach kurzem Hoch meinerseits, das vor allem an der kalten Currywurst mit Kartoffeln lag, sank das Wohlbefinden immer weiter. Die Motivation aufrecht zu halten, war das Schwierigste in diesen Momenten. Alles war kalt und nass. Aufgrund der Wolken konnten wir kaum weiter als 50 Meter sehen.

Gegen 13 Uhr kamen wir in Sao Vicente an. Blöd nur, dass bis zum Hotel noch knapp 10 Kilometer vor uns lagen, da der Ort zwar nicht sehr breit, aber dennoch extrem lang war. Lange Rede, kurzer Sinn: Um 14 Uhr war Check-In, wir mussten nicht nur uns, sondern auch all unsere Klamotten und Zelte waschen und wollten endlich nicht mehr bergab gehen. Deshalb entschlossen wir uns dazu, die letzten 2 Stunden mit dem Taxi zu überspringen – im Nachhinein eine sehr clevere Entscheidung, auch wenn dadurch eine minimale Lücke in der finalen Route entstand. Das dennoch wohlverdiente Calippo Erdbeer und das ein oder andere Kaltgetränk schmeckten nichtsdestotrotz hervorragend – vor allem zu diesen Preisen (0,5l Bier für ca. 1,80 € bis 3 €).

Der erste Luxus – Sao Vicente

Tag 4 sollte ursprünglich genauso losgehen, wie der Vortag geendet hatte, nur andersherum. Aufgrund der anhaltenden schlechten Wetterbedingungen im Hochland entschieden wir uns für eine Routen- und Campingplatzänderung. Statt ins Gebirge und auf den Zeltplatz im sogenannten Feenwald Fanal ging es über Seixal entlang der Küste nach Ribeira da Janal, wo ein Campingplatz mit Dusche auf uns wartete. Auch diese Entscheidung war genau die Richtige. Der Weg entlang der Küste war nicht weniger spektakulär als wunderschön. Vorbei an schroffen Felsen und durch lange Tunnel gelangten wir nach ca. 3 Stunden an den Strand von Seixal, wo es für uns nicht nur 2-3 Meter hohe Wellen, sondern auch ein kühles Coral (Bier) und – natürlich – ein Calippo Erdbeer gab.

Blick auf den Praia do Seixal, an dem wir bei traumhaftem Wetter die Mittagspause einlegten

Die Mittagspause tat unheimlich gut, auch wenn dadurch das Weiterziehen umso schwerer fiel. Statt weiter entlang der Küste zu gehen, entschlossen wir uns kurzerhand doch noch gegen die recht stark befahrene Straße und für die Natur. Zwar etwas anstrengender, aber dafür umso schöner und vor allem ruhiger. Den Abend auf dem Campingplatz ließen wir gemütlich bei den Resten unserer Essensrationen und einigen kühlen Corals ausklingen. Zeltnachbar Christoph aus Hamburg und der atlantische Wind sorgten bei Sascha und mir allerdings für eine eher unruhige Nacht, die gegen 5 Uhr auch wieder vorbei war. Das war jedoch nicht weiter schlimm, denn das Ziel war schließlich in greifbarer Nähe (24km und 1000hm).

Im strömenden Regen liefen wir den Großteil der Steigung durch Ribeira da Janela und Porto Moniz, bis wir die Levada do Moinho erreichten. Von dort an hatten wir das Schlimmste geschafft und nur noch das Ziel im Blick. Zwar waren immer noch über vier Stunden zu gehen, doch einmal mehr zeigte sich Madeira von seiner schönen Seite. Abwechslungsreiche und traumhafte Landschaften ließen unsere Beine einen Kilometer nach dem anderen gehen. Gerade ging es noch durch düstere Lorbeerwälder, waren wir im nächsten Moment gefühlt in den Hills von Irland, in denen es komischerweise stark nach Heineken roch.

Die letzte Etappe konnte beginnen…
…vorbei an kilometerlangen Levadas…
…und durch düstere Wälder…
…bis hin in eine andere Welt.

Dann waren wir da: Ponta do Pargo. Auf der Suche nach einer Portugalflagge, die mit uns vor dem Leuchtturm posieren sollte, fanden wir lediglich Eis, frische Bananen und kühles Bier. Vor allem Letzteres hob die ohnehin sehr gute Stimmung auf ein noch höheres Level und auch ohne Flagge war der Moment des Ankommens ein sehr besonderer. An den Klippen des westlichen Punktes von Madeira genossen wir den Ausblick auf den Atlantik und unser wohlverdientes Bier, bevor es für uns mit dem Taxi in knapp 45 Minuten zurück nach Funchal ging.

Angekommen am Ziel – 110km und 6000 Höhenmeter in den Beinen

Die letzten beiden Tage verbrachten wir wie ganz normale Touris. Neben der Kneipentour nach dem 5:1-Auftaktsieg der Nationalelf über Schottland und rund 25 Bieren mit anderen Deutschen (und einem Österreicher) besuchten wir freilebende Delfine und das CR7-Museum. Als Abschluss fuhren wir wie die früheren Madeirer mit dem Korbschlitten im Stadtteil Monte. Nach 7 abenteuerlichen Tagen ging es schließlich zurück nach Deutschland. Mit im Gepäck waren die wohl schönsten Souvenirs, die es gibt: Unvergessliche Momente, von denen wir wohl noch in 60 Jahren sprechen werden – und ein Ronaldotrikot.

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