Er läuft und läuft und läuft … – 500 x !

Wenn er die Laufschuhe schnürt, dann gibt es meistens nur eine Distanz: Marathon. Mindestens. Denn wie andere Hobbyläufer mit 10- oder 20-Kilometer-Läufen für einen Marathon trainieren, nutzt er die klassische Langdistanz, um sich auf die noch längeren Läufe vorzubereiten. Dazu gehören dann 100-Kilometer-Läufe oder sogar 100-Meiler, wie auch in diesem Jahr mal wieder in Berlin.

Der Berliner Mauerweglauf Mitte August war Burkhard Lachmanns 500. Marathon! Herzlichen Glückwunsch! Auch wenn der Reichensächser seine Läufe unter dem Vereinsnamen Radclub Wehretal bestreitet, ist er seit über 50 Jahren immer noch Mitglied im TSV Herleshausen und verdient deshalb auch von uns Beachtung. Zumal er ja auch seinen allerersten Marathon im Oktober 1997 in der damals noch aktiven Ausdauersport-Abteilung des TSV bestritten hat. Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich lebhaft. Lange her.

Die Urkunde für 500 Marathons, verliehen vom 100 Marathon Club Deutschland e.V.

Der diesjährige Mauerweglauf war nach 2021 und 2024 bereits seine dritte Teilnahme auf dieser geschichtsträchtigen Route. Die Strecke folgt dem ehemaligen Grenzverlauf um West-Berlin, das ja, Info für die Jüngeren, wie eine Insel in der damaligen DDR lag. Man kann diesen Mauerweg jederzeit erwandern oder abradeln oder aber man läuft ihn komplett an einem Stück; dann, wenn einmal im Jahr dieser Lauf angeboten wird und rund 500 Aktive diesen langen Kanten bewältigen.

Hier geht´s zum Berliner Mauerweglauf

Wie immer stellten die rund 160 Laufkilometer auch für einen erfahrenen Ultraläufer wie Burkhard eine echte Herausforderung dar. „Ein Hunderter ist normalerweise kein großes Problem, aber darüber hinaus weiß man nie, was passiert und wie man sich fühlt“, so der Marathon-Jubilar. „Man kommt immer mal an den Punkt, dass es eigentlich nicht mehr geht. Dann muss man aus dem Loch wieder rauskommen und irgendwann läuft´s dann wieder besser.“ Leicht gesagt und doch sicher häufig auch eine schmerzhafte Erfahrung.

Burkhard Lachmann beim diesjährigen 100-Meiler in Berlin.

In diesem Jahr ereignete sich dann noch ein Zwischenfall, der das Unternehmen fast zum Scheitern gebracht hätte: Auf einem Betonweg bei Kilometer 147 ging es bei einem der vielen tausend Schritte schief, er blieb mit einem Fuß hängen und kam zu Fall. Etliche blutende Schürfwunden waren die Folge. Er raffte sich auf, um zwei Kilometer später die Blessuren an einem Verpflegungsposten notdürftig zu versorgen. Burkhard Lachmann: „Gut, dass es am frühen Morgen noch dunkel war. So konnte ich den Sanitätern aus dem Weg gehen. Sie hätten mich sonst vielleicht aus dem Rennen genommen.“

Selbst mehrere Schürfwunden konnten ihn nicht aufhalten.

Die letzten 15 Kilometer absolvierte er dann auch noch und hätte es fast sogar unter 24 Stunden geschafft. 24 Stunden und 20 Minuten stehen als Laufzeit für 162 Kilometer! Auch wenn es ihm als Ü60-Läufer natürlich nicht um Rekordzeiten geht, so ist es doch bemerkenswert, dass er seine Zeit gegenüber dem Vorjahr um über eine Stunde gesteigert hat.

Am letzten Streckenposten kurz vor dem Ziel traf er noch einen alten TSV-Bekannten: Maik Vogel.

Besser hätte es beim 500. Marathon also kaum laufen können. Überhaupt ist der inzwischen 63-Jährige momentan in Top-Form. Für seine ersten 100 Marathons brauchte er 18 Jahre (von 1997 bis 2015), für die nächsten 400 dann nun noch 10 Jahre … Und bedenkt man, dass zahlreiche seiner Läufe ja auch 80, 100 oder noch mehr Kilometer lang sind, liegt die zurückgelegte Laufstrecke nicht bei 21.097,5 Kilometer (= 500 x Marathon), sondern mehrere 1.000 Kilometer darüber. Auch ein Ultramarathon zählt eben nur als ein Marathon. Manche seiner Marathon-Kollegen können diese Kilometer-Verschwendung nicht verstehen und schütteln den Kopf.

Hier geht´s zur Ehrung beim 100er Marathon Club.

Jede Woche einen Marathon

Diese Serie hält jetzt schon seit mehreren Jahren – wir berichteten. In 2024 waren es sogar 69 Läufe. Aktuell hat er diese Zahl für 2025 bereits jetzt erreicht, ein weiteres Rekordjahr deutet sich also an. Wie aber kann man jede Woche einen Marathon laufen? Muss man da nicht kreuz und quer durch Deutschland den Wettkämpfen hinterher reisen? Ganz abgesehen von den Kosten der großen Stadtläufe oder Ultratrails. So ist es zum Glück nicht, denn für die Wertung im 100er Marathon Club zählen auch öffentlich ausgeschriebene „Trainingsläufe“, bei denen mindestens drei TeilnehmerInnen  am Start sein müssen. Die Termine sind in der Szene natürlich bekannt. Auch ganz in der Nähe, z.B. in Kassel oder Bad Hersfeld, finden diese Marathons statt. Mindestens drei LäuferInnen müssen aber an den Start gehen, damit der Lauf gewertet wird. So kann es schon mal passieren, dass Burkhard am Freitagabend in Bad Laasphe an einem 12 Stunden-Lauf auf der Bahn teilnimmt, diesen dann morgens nach 200 Runden (= 80 km) beendet, um anschließend am Samstagvormittag in Bad Hersfeld noch einen Marathon mitzunehmen, da er als „dritter Teilnehmer“ nötig war, quasi auf dem Heimweg. Gut, ein bisschen verrückt ist man mit diesem Hobby sowieso …

Mit zwei Laufkollegen vor einem berühmten Bild der East-Side-Gallery.
Bei den großen Läufen immer unterstützend an seiner Seite: Jutta Lachmann, wie hier nach dem Zieleinlauf beim Zugspitz-Ultratrail im Juni ´25.

Fotos: privat

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