von Anette Wetterau
Da die Mitglieder des stehenden Festzuges am 2. Juni nicht überall sein können, entstand die Idee, Puppen einzusetzen. Für den ausschließlichen Einsatz von Schaufensterpuppen reichte das Geld nicht, und so fanden sich sieben Frauen und wurden kreativ. Regelmäßig treffen sie sich nun bei Petra Adam-Deist und wirken im Keller; es werden Köpfe modelliert, Hände geformt, Schuhe für die Standhaftigkeit ausbetoniert und Kleider genäht. Als Vorarbeit musste allerdings zu Hause mit Klebeband ein Abdruck der Originalperson hergestellt werden.
Mit folgenden Figuren sollen Momente der Vergangenheit und Gegenwart eingefangen und sichtbar gemacht werden, verortet in der Lauchröder Straße, am Eingang Schulstraße, in der Teichstraße, im St. Elisabeth, am Eingang Borngasse und an der Kirche.
Der Schäfer, der die Schafe der Bauern hütete, war über Jahrhunderte aus der Herleshäuser Flur nicht wegzudenken. Auch sein Schäferwagen ist zum Fest zu sehen.
Eine Flüchtlingsfamilie steht für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem wenigen Hab und Gut Herleshausen erreichten und in den Häusern aufgeteilt wurden.
Ein Radfahrer verweist auf den Werraradweg und lädt ein, im grenzenlosen Werratal Natur und Kultur zu entdecken.
Ein Gendarm sorgte nach dem zweiten Weltkrieg in Herleshausen für Ordnung. Diejenigen, die das Gesetz überschritten, kamen ins Gefängnis.
Ein Gefangener am Fenster des ehemaligen Wachhäuschens wird zu sehen sein. Er bittet um eine Zigarette. An einer Schnur befestigt, zieht er diese dann zu sich hoch.
Die Bauern bei der letzten Milchablieferung tauchen wieder auf und tauschen Neuigkeiten aus.
Ein Badender in der Zinkbadewanne, denn Samstags war Badezeit.
Eine Bäuerin im trauten Heim in Herleshäuser Tracht beim Handarbeiten.
Eine schwangere Frau auf dem Weg zur Entbindung ins St. Elisabethen, denn dort gab es über Jahre zwei Wöchnerinnenzimmer. Die jungen Mütter der damaligen Zeit schwärmen noch heute von dem Aufenthalt im ‚Altersheim‘: Es sei wie Urlaub gewesen.
Ein Auswanderer, der Sohn des Landgräflichen Schafmeisters Johann Daniel Gräfenstein, folgte im 19. Jahrhundert dem Ruf in die ‚Neue Welt‘.
Kaiser Heinrich II und seine Gemahlin Kaiserin Kunigunde vor der Kirchentür. Mit ihnen hat alles angefangen, als mit ihrer Schenkungsurkunde der Königshof Herleicheshuson an das Kloster Kaufungen übereignet wurde. Begraben liegt das Kaiserpaar im Bamberger Dom.
Natürlich hoffen wir, dass am Festsonntag auch „echte“ historische Personen auftauchen und durch das Dorf spazieren. Eine mittelalterliche Reisegruppe aus Lauchröden hat sich schon angemeldet. Ebenso werden Handwerker Manfred und Bauer Uwe sowie Nachtwächter Klaus die ganze Sache im Blick haben und Ausrufer Bernd wird alles Wichtige verkünden.
Herzliche Einladung an unsere Gäste, mit einem historischen Gewand den stehenden Festzug lebendig zu machen, treu nach dem Motto „Lebendige Dorfgeschichte(n)“.
Es grüßt die Magd des Kaiserpaars