Turm weg – die Brücke kann kommen!

Genau heute vor 30 Jahren …
… wurden am frühen Samstagmorgen die Bürger von Lauchröden aktiv und schafften Tatsachen.  An der Lauchröder Brücke beseitigten sie zuerst einige Zaunteile, bevor sie den Wachturm zu Fall brachten. Freie Sicht nach Herleshausen und hoffentlich bald auch einen freien Weg, so dachten die Leute vom Abrisskommando. Am hessischen Werraufer fanden sich zahlreiche Schaulustige ein, die mit Freude den Verlust des ihnen vertrauten Anblicks registrierten. Lang genug sah man auf dem anderen Brückenkopf jenen Turm mit dem schmalen Schlitz. Lang genug wurde man aus ihm heraus beobachtet, seit dem 25. November 1989 dann nicht mehr. “All along the watchtower”… – Geschichte!

Der Turm hatte verloren …

Am Nachmittag kamen immer mehr Herleshäuser zur Lauchröder Brücke und solidarisierten sich mit ihren Nachbarn. “Lasst uns Brücken bauen” Oder: “Lasst uns für die Brücke stimmen, sonst muss man durch die Werra schwimmen”, lauteten die Botschaften. Herleshausens Bürgermeister Uwe Hartmann und Lauchrödens Pfarrer Dr. Klaus Fischer, der ebenfalls in Herleshausen war, sprachen zu den Menschen auf den beiden Werraseiten. Glühwein erwärmte die Gemüter der Pro Brücken-Demonstranten und alle waren sich einig: Die Brücke muss her! Und der Ruf wurde erhört, die Demo, auf östlicher Seite begonnen, vom Westen aus unterstützt, brachte den gewünschten Erfolg. Schon bald starteten die Bauarbeiten für die erste Fußgängebrücke, die mehr als nur eine Behelfsbrücke war. Nicht mal einen Monat später wurde sie mit einem rauschenden Fest eingeweiht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll auch erst in einem Monat erzählt werden.

“Lasst uns Brücken bauen” – Demonstration auf Herleshäuser Seite – mit Glühwein-Zelt …

Mir persönlich bescherte der Tag Blicke von beiden Werraseiten. Am frühen Morgen hielt ich die ersten Abriss-Aktivitäten von Hessen aus im Bild fest, bevor ich am Mittag dank meines Visums über Eisenach und Oberellen nach Lauchröden fahren konnte, um das Objektiv auf die Herleshäuser Demo zu richten: Grenzgeschichte im Werratal. Beim Heimweg am Abend konnte ich dann erstmals den gerade geöffneten Weg über die alte Kopfsteinpflasterstraße unterhalb der Brandenburg nutzen, eine deutliche Abkürzung nach Herleshausen. “Wesentlich schneller, in 52 Minuten zu Hause”, notierte ich in mein Tagebuch. Noch führte der Weg aus dem Werratal nämlich über Eisenach und den Grenzübergang.

Wo morgens noch der Turm thronte, stand man am Nachmittag in der ersten Reihe. (Foto: Helmut Schmidt)

Fotos von Achim Wilutzky und Helmut Schmidt und ein Schwarz-Weiß-Foto von Reinhard Schneider …

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