Zurück zu den Wurzeln

TSV-Knabenchor feiert 25-jähriges Jubiläum in Lauchröden.

Herleshäuser Beiträge seien ausdrücklich erwünscht, hieß es in der Einladung zum Karneval ins Nachbardorf. Na, diese Vorlage wollten wir natürlich gerne aufnehmen. Denn für den Gemischten Knabenchor im TSV 1869 Herleshausen e.V. stand ein besonderer Auftritt an:

“Heute schließt sich nämlich der Kreis und es kommt zu einem Jubiläum im Jubiläum. Ein Jubiläum, das selbst kühnste Prognosen nicht hätten erahnen lassen, als wir damals – vor genau 25 Jahren – unseren ersten Auftritt hatten. Und es war ebenfalls mit den Lauchrödern zusammen, damals allerdings bei uns in Herleshausen, denn der LCC kam mit seinem Programm zum 125-jährigen TSV-Jubiläum in unsere Turnhalle. Und auch damals waren Herleshäuser Einlagen gefragt.

Zwei Wochen vorher saßen wir 1994 beim Schlachteessen unserer TSV-Sau in der Umkleidekabine zusammen – ja, damals wurde fürs Jubiläumsjahr eine eigene Sau bei Vati in den Katakomben der Froschkutten geschlachtet und begossen. Bei jenem Umtrunk kam den beiden Cousins Spurcher Diet und Wett´raus Lot der Gedanke „lasst uns doch mal einen Chor gründen und ein paar Liedchen singen.“ Diese Idee fiel bei Kapellmeister und Ehrenvorsitzenden Harald Biehl und Pressewart Achim Wilutzky auf furchtbaren Boden und die Chorgeschichte nahm ihren Lauf. Genau heute vor 25 Jahren und einem Monat standen 12 furchtlose Sängerknaben, natürlich in schwarz-weiß und mit schwarzer Fliege bekleidet, auf der Karnevalsbühne in der TSV-Halle, und wir schlugen uns recht wacker. Ja wirklich, wir waren damals nur 12 Chorknaben und versuchten die hohe Turnhalle zu beschallen. Heute sind wir mehr als das Doppelte an Sängern, aber es fehlen eben ein paar der begnadeten Gründerstimmen.

Wir erinnern an die viel zu früh verstorbenen Dieter Regenspurger, Manfred Groß und Achim „Baxe“ Brack, dazu kamen die heute verhinderten Lothar Wetterau, Stephan Adam, Roland Müller und Stefan Neitzel sowie Ruhrpott-Original Peter Grindel. 1. Vorsitzender Gerhard Biehl, 2. Vorsitzender Friedhelm Göpel, Volleyball-Abteilungsleiter Christoph Müller, Ehrenvorsitzender Harald Biehl und Pressewart Achim Wilutzky sind als Gründungsmitglieder auch heute dabei. 

Damals war der Gesang aber nur die halbe Miete. Mindestens genauso viel Augenmerk lag auf der bestens inszenierten, hoch theatralischen Stabführung unseres Dirgienten. „Seid ihr bereit, oh du mein Chor?“ „Ja, oh du mein Anderl!“ Auch an unseren ebenfalls viel zu früh verstorbenen Andreas Grimm alias Gomez erinnern wir an dieser Stelle natürlich und widmen ihm und den anderen heute Abend diesen Jubiläumsauftritt.

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Na, und dass der Knabenchor kein Chor für einen Abend werden sollte, war am 22. Januar 1994 natürlich nicht abzusehen. Die Geschichte fand aber noch im selben Sommer beim Polterabend von Fidy und Doro ihre Fortsetzung, und Jahr für Jahr kamen weitere Auftritte bei runden Geburtstagen der Mitsänger oder bei verschiedenen Vereinsanlässen dazu. Auch wenn unserem Gesang natürlich immer ein Hauch von Satire anhaftet – vielleicht macht´s das ja gerade aus – wurden es inzwischen über 50 Auftritte an den unterschiedlichsten Orten, darunter der Siegelshof, das Kirmeszelt, Open-Air beim Waldstraßen-Fest 1997 mit dem Kühlwagen als Bilderleinwand, im Eschweger E-Werk, auf dem Anger und nun endlich mal hier im Lauchröder Löwensaal.”

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“Als Sportler steh´n wir hier im Saale und bringen ´nen klingenden Gruß, doch Sportler, das ist das Fatale, die hams halt viel eher im Fuß …. – mach mit, mach mit, ja mach mit in unser´m Verein, Verein …”

So begann der Auftritt bereits 1994, und diese Zeilen waren auch in 2019 noch Programm. Nach dem “Hallo-Lied” zur Eröffnung, dem “Frankfurter Wecker-Marsch” des Hessischen Rundfunks aus den 50er und 60er Jahren, folgte ein TSV-Lieder-Mix, u.a. mit zwei Strophen des unvermeidlichen “Grün und Weiß”, sogar mit Übersetzung ins Englische – “Green and White how love I you”. Zum Mitsingen eignet sich immer das “Herleshäuser Lied”, eine Umdichtung des Werra-Meißner-Walzers, das einen ganz eigenen Blick auf die Vorzüge, die Geschichte und die Realitäten des Werradörfchens wirft. Und wenn die Zuhörer ein Textblatt vor sich haben, verstehen sie den Chor auch besser!

Aus der Ansage:

“Herleshausen lebenslang! Ja, dieser Text des Heimatliedes zum Herles1000-Fest soll die Hoffnung auf eine gute Zukunft unseres Dörfchens hier im Werratal ausdrücken und dieses Fest mit der einmalig runden Zahl auch als Chance sehen, den zu manchen Zeiten vielleicht mal etwas sparsamer flackernden Dorfgeist neu zu entfachen, um mit richtig Schwung in die nächsten Jahre oder Jahrzehnte zu gehen. Wir sollten erkennen, was wir an unserer Dorfgemeinschaft haben und sie weiterhin in Ehren halten. Darum geht es nun auch in den beiden abschließenden Liedern.

Also unser Knabenchor, im 25. Jahr seines Bestehens, ist ja nun ein Chor, der sich nur sehr sporadisch trifft und auf gemeinsame Übungsabende weitgehend verzichtet. Ist ja auch klar, warum: Die einen können´s sowieso und die anderen lernen´s nie! Deshalb ja auch “Gemischter Knabenchor”. Je nachdem, welche Fraktion in der Überzahl ist, drückt sich das im Gesamtergebnis aus. Und jeder mag das für sich hinterher dann beurteilen. Eine Ausrede gibt es bei uns nicht: ich kann nicht singen. Singen kann eigentlich jeder, es gibt keine falschen Töne, nur Variationen. Wichtig ist: Mund aufmachen und Text raushauen, möglichst verständlich und einigermaßen gleich schnell. Bei etwas länglicher Aufstellung sind wir immerhin der einzige Chor, der es schafft, aus jedem Lied einen Kanon zu machen ….

Ich bin ein Dorfkind

Widmen wir uns im nächsten Song noch mal dem ländlichen Idyll Werratal, unserem dörflichen Ambiente und den Dingen, die das Landleben so wertvoll machen. Eine angesagte Partytruppe hat mit diesem Thema aktuell sogar einen Deutschland weiten Welthit gelandet, der folglich gar wie maßgeschneidert für unsere bescheidene Sangesrunde erscheint und auch in unserem sensiblen Hörerkreis an den Emotionen rühren wird.

Es handelt sich um den Mega-Hit der eigens fürs Jubiläumsfest engagierten Band aus dem Fränkischen – Karten sind derzeit noch erhältlich – für die Band, die am 1. Juni im Festzelt vor der Turnhalle das Dorf rocken wird. Also, Knabenchor, wie sagt man unter Fußballern: „Gut Holz“ – auf geht´s ….”

“Ich bin ein Dorfkind und darauf bin ich stolz, denn wir Dorfkinder sind aus gutem Holz …” – “Bin Herleshäuser …” – “Ich bin ein Sportler und darauf bin ich stolz, wenn ich turne, bagger, pritsche, flanke, bolz …” Zum Vorverkauf für den 1. Juni.

Und zum Abschluss sang der ganze Saal den Knabenchor-Hit, den man schon seit Jahren im Programm hat, auch eine Ode ans Heimatdorf: “Kannt nie Not”. Klar, im Original ist er von John Denver und handelt von den staubigen Straßen West-Virginias. Bei uns hat am Ende Dr. Marsch seinen großen Auftritt. Erst recht an seinem Geburtstag. Diese Vorlage nahm er auf und verwandelte eiskalt mit einer Lokalrunde. Danke, Peter!

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Ein Dankeschön geht auch an unsere permanent wachsende Instrumentalgruppe mit Tobias Schucht, Howdy Hauss und Philip Burgheim an den Gitarren und Andreas Deist am Cajon sowie Harald Biehl am Akkordeon. Als absoluter Senior des Chores fand auch Hans Börner den Weg nach Lauchröden.

Mit weiteren Auftritten in diesem Jahr ist kurzfristig zu rechnen, spätestens dann zum 150-jährigen TSV-Jubiläum im September.

Hier kommen ein paar Impressionen vom Auftritt sowie von dem Übungsabend zwei Wochen zuvor im Hotel Schneider und von der Generalprobe am selben Tag in der Mehrzweckhalle. Und am Ende zeigen wir auch noch mal, wie der Chor vor 25 Jahren ausgesehen hat … 

Fotos von Klaus Gogler und Achim Wilutzky

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